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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

SHT-Prädiktion durch S 100ß-Bestimmung bei 354 Schockraumpatienten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker David Eschmann - Orthopädisch Unfallchirurgisches Zentrum, Klinikum Mannheim, Mannheim, Germany
  • Anna-Sophie Kübler-Müller - Orthopädisch Unfallchirurgisches Zentrum, Klinikum Mannheim, Mannheim, Germany
  • Eva Neumaier-Probst - Abteilung Neuroradiologie, Klinikum Mannheim, Mannheim, Germany
  • Udo Obertacke - Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädisch-Unfallchirurgisches Zentrum, Mannheim, Germany
  • Frederic Bludau - Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Orthopädisch-Unfallchirurgisches Zentrum, Mannheim, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI22-1337

doi: 10.3205/17dkou214, urn:nbn:de:0183-17dkou2141

Published: October 23, 2017

© 2017 Eschmann et al.
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Text

Fragestellung: Von dem in Zellen des Zentralen Nervensystems vorhandenen Protein S100ß wird posttraumatisch eine frühe prädiktive Funktion für den Nachweis bzw. den Ausschluss einer Gehirnverletzung erwartet. Eine Reihe von klinischen Untersuchungen konnten Nachweisgrenzen des Proteins sowie einen cut-off-Wert von 0,1 µg/l bestätigen.

Bei Patienten in der posttraumatischen Schockraumversorgung wird grundsätzlich sehr früh im Versorgungsalgorithmus ein CCT angefertigt. Hieraus erwuchs die Frage, bei wie vielen und ggf. welchen Patienten - retrospektiv - ein CCT hätte aufgrund der S100ß-Bestimmung vermieden werden können ("korrekter Ausschluss") bzw. die S100ß-Bestimmung zu einem (gefährlichen) falsch-negativen SHT-Ausschluss geführt hätte.

Methodik: 354 vermeintlich schwerverletzte Patienten wurden in der Schockraumdiagnostik nach den S3-Leitlinien einem CCT unterzogen. Gleichzeitig wurde S100ß sowie u.a. die Alkoholkonzentration im Blut bestimmt (Ethikvotum 2012-272N-MA). Die CCT-Untersuchungen wurden unabhängig und zeitlich getrennt von der Notfallversorgung retrospektiv und pseudonymisiert noch einmal durch ein spezialisiertes radiologisches Team analysiert und alle morphologisch fassbaren posttraumatischen intrakraniellen Veränderungen als SHT mit positivem CCT-Befund gewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 84 der 333 Patienten mit vollständigem Datenabgleich hatten einen positiven CCT-Befund. 3 der 84 "CCT-positiven" Patienten (also mit substantiellem Hirnschaden) hatten einen S100ß-Wert <0,1µg/l. Die positive Prädiktion durch S100ß betrug 0,27, die negative Prädiktion (0,9), die Beeinflussung der Ergebnisse wurde durch die Parameter Alkohol (pos), Geschlecht (neg) und Alter (pos) statistisch beeinflusst. Die 3 "Ausreißer" sind - kasuistisch gesehen - allesamt Frauen unter 45 LJ mit zerebralen Kontusionsblutungen.

S100ß ist als isolierter Parameter nicht zum Ausschluss von SHT geeignet. Ein für die klinische Praxis möglicher Ansatz wäre es, S100ß in einem Algorithmus neben dem Unfallmechanismus, den klinischen Verletzungszeichen, den neurologischen Befunden, sowie der Blutalkoholkonzentration und dem Alter in einen Algorithmus zum CCT einzubinden.