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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Einfluss des Blutalkoholspiegels auf die Verletzungsschwere mehrfachverletzter Patienten?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christopher Spering - Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Unfallchirurgie, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Germany
  • Wolfgang Lehmann - Universitätsmedizin Göttingen, Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Göttingen, Germany
  • Stephan Sehmisch - Universitätsmedizin Göttingen, Unfallchirurgie, Plastische- und Wiederherstellungschirurgie, Göttingen, Germany
  • AG Prävention von Verletzungen - Universitätsmedizin Göttingen, Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Göttingen, Germany
  • Thomas Brockamp - Malteser Krankenhaus Bonn, Klinik für Handchirurgie und Plastische Chirurgie, Bonn, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI22-1099

doi: 10.3205/17dkou211, urn:nbn:de:0183-17dkou2117

Published: October 23, 2017

© 2017 Spering et al.
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Fragestellung: Alkoholkonsum führt zu einer erhöhten Risikobereitschaft und Fehleinschätzung von Geschwindigkeiten im Straßenverkehr. Weiterhin sinkt die Hemmschwelle bei psychischen Grunderkrankungen für bsp. Suizid mit Kontrollverlust und Enthemmung. Ziel der vorliegenden Studie war es, zu untersuchen, ob alkoholisierte Patienten, die über den Schockraum (SR) aufgenommen werden, schwerer verletzt sind als nicht-alkoholisierte.

Methodik: Retrospektive Studie aus Daten eines Überregionalen Traumazentrums aus den Jahren 2007-2016 anhand digitaler Patientenakten aus dem SR.

Einschlusskriterien: Aufnahme über SR auf eine Intensivstation oder im SR verstorben, Vorliegen einer Alkoholintoxikation (ICD-10-Code (F10.0 o. F10.1) eingegeben), Angabe zu Unfallursache, ISS>9, Alter: >17 Jahre. Vergleichskollektiv: idem, ohne Alkoholintoxikation.

Die Statistische Auswertung der dig. Patientenakten mit univariater Analyse und Signifikanztestung bei Subgruppenanalysen über t-test und Kruskal-Wallis-Analyse.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Den Einschlusskriterien entsprachen 658 Patienten von 6778 SR-Patienten. Die häufigste Unfallursache der alkoholisierten Pat. (aPT) waren Stürze (52%) gefolgt von PKW-Insassen (30%), Fahrradfahrern (5%), Fußgänger (8%), Schlag/Gewalt (5%). Im Vergleichskollektiv (K) Stürze (39,5%), PKW (25,4%), Fahrradfahrer (8%), Fußgänger (6%). Die Verletzungsschwere war bei aPT mit einem mittleren ISS 28 Pkt höher als bei K (22Pkt). Aufgrund der höheren relativen Inzidenz für schwere Schädelhirntraumata mit intrakraniellen Blutungen bei aPT zeigte der NISS einen signifikant höheren Wert bei aPT (34Pkt) als bei K (27 Pkt). Die Liegedauer zeigte keine relevanten Unterschiede (aPT: 19,5d, K: 18,7d). Die Beatmungszeigt war bei aPT um durchschnittlich 1,6 Tage verlängert (aPT 5,2; K 3,6) die Häufigkeit einer komplexen und verlängerten Intensivtherapie bei aPT erhöht (aPT: 68%, K:54%). Die Letalität unterschied sich mit K 12,1% und aPT 14,2% nicht-signifikant.

Alkoholkonsum erhöht die Verletzungsschwere und die Inzidenz für schwere Schädelhirntraumata bei Pat. mit Aufnahme über den SR. Eine erhöhte Risikobereitschaft bestätigt sich in der deutlich erhöhten Inzidenz für PKW-Unfälle und Stürze mit komplexem Verletzungsmuster. Die verlängerte Intensivtherapie könnte mit der erhöhten Inzidenz für intrakranielle Blutungen einhergehen, ebenso die erhöhte Letalität. Gezielte Präventionsmaßnahmen auch außerhalb der bereits bestehenden Kampagnen bezogen auf den Straßenverkehr sollten etabliert werden und Programme wie P.A.R.T.Y. ausgeweitet werden.