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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Wandel der Sterblichkeitsverteilung Schwerverletzter – Eine Analyse des TraumaRegisters® der DGU

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Rauend Rauf - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Francesca von Matthey - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Moritz Crönlein - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Michael Zyskowski - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Martijn van Griensven - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Peter Biberthaler - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Rolf Lefering - Klinikum der Privaten Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der operativen Medizin (IFOM) Köln, Köln, Germany
  • Stefan Huber-Wagner - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI22-1367

doi: 10.3205/17dkou206, urn:nbn:de:0183-17dkou2062

Published: October 23, 2017

© 2017 Rauf et al.
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Text

Fragestellung: Historische, bisher nicht neu verifizierte Daten legen eine trimodale Sterblichkeitsverteilung Schwerverletzter mit drei Gipfeln nahe (Trunkey 1974, Baker 1980): 1. Präklinisch Verstorbene, 2. Früh innerklinisch Verstorbene (<48h) und 3. Spätverstorbene durch Sepsis und MOV nach mehr als 2 Wochen nach Trauma. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, anhand von Daten des TraumaRegisters® der DGU (TR-DGU) zu überprüfen, ob diese historische Verteilung angesichts eines veränderten Traumamanagements eigentlich noch zutreffend ist.

Methodik: Retrosp. Auswertung TR-DGU (2002-15). Einschlusskriterien: Verstorbene Patienten mit ISS größer/gleich 16. Analyse der zeitlichen Mortalitätsverteilung, des Unfallmechanismus und Verletzungsmusters sowie der Altersverteilung verstorbener Schwerverletzter (Kaplan-Meier Kurven). Untersucht wurde ausschließlich die Gruppe der primär in einem Traumazentrum aufgenommenen Patienten unter Ausschluss von Zu- und Weiterverlegten. Daten von Unfalltoten, die noch am Unfallort bzw. vor Ankunft in der Klinik versterben, werden im TR-DGU nicht erfasst, weshalb diese nicht miteinbezogen werden konnten.

Ergebnisse: Insgesamt waren im untersuchten Zeitraum n = 78.310 registrierte Schwerverletzte zu verzeichnen, davon waren 14.816 verstorben, was einer Mortalität von 18,9% entspricht. Der ISS der Verstorbenen betrug im Mittel 36,0 ± 16,0 (Überlebende 25,2 ± 9,3). Männlich 66,7%. Verstorbene hatten ein mittl. Alter von 59,5 J. ± 23,5 (Überlebende 47,3 J. ± 20,9). Im Kollektiv der Verstorbenen betrug der Anteil jener, die innerhalb der ersten Stunde nach Einlieferung in die Klinik verstorben waren 10,8%, nach 6 h 25,5%, nach 12 h 40,0%, nach 24 h 53,2% und nach 48 h bereits 61,9%.

Übertragen auf das Gesamtkollektiv der registrierten Schwerverletzten waren innerhalb der ersten Stunde nach Einlieferung in die Klinik 2,0% verstorben, nach 6h 4,8%, nach 12h 7,6%, nach 24h 10,1% und nach 48h 11,7%. Der Anteil der Verstorbenen wies einen konstanten Rückgang auf, ein sog. dritter "Peak" nach mehreren Tagen oder Wochen konnte nicht nachgewiesen werden.

Ein schweres SHT (AIS Kopf größer/gleich 3) lag bei 76,4% der Verstorbenen vor, ein schweres Thoraxtrauma (AIS Thorax größer/gleich 3) bei 50,7%, ein schweres Extremitätentrauma bei 28,7% und ein schweres Abdominaltrauma bei 17,1%.

Schlussfolgerung: Anhand von Daten aus dem TR-DGU lässt sich erstmals ein Wandel in der Sterblichkeitsverteilung Polytraumatisierter aufzeigen. Ein sog. dritter Peak der Sterblichkeit nach mehreren Tagen oder Wochen nach Trauma kann in einem modernen System der Versorgung von Polytraumapatienten nicht mehr nachgewiesen werden. Mögliche Ursachen könnten auf die Etablierung neuer Behandlungsalgorithmen, der Implementierung von TraumaNetzwerken und auf Fortschritte in der intensivmedizinischen Therapie zurückzuführen sein.