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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Verschlechterung des funktionellen und neurologischen Outcomes in der Akutbehandlung bei Rückenmarkverletzungen durch operationspflichtige Dekubitalulcera

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Martin Donhauser - Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Lukas Grassner - Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Matthias Vogel - Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Doris Maier - Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Volker Bühren - Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI17-448

doi: 10.3205/17dkou168, urn:nbn:de:0183-17dkou1685

Published: October 23, 2017

© 2017 Donhauser et al.
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Text

Fragestellung: Von 2010 bis 2015 wurden in unserem Zentrum für Rückenmarkverletzte 841 Patienten mit akuter Rückenmarkverletzung behandelt. 28 davon (3,4%) zeigten einen operationspflichtigen Dekubitus.

Welche Folgen haben operationspflichtige Dekubitalulcera bei Patienten mit akuter Rückenmarkverletzung? Verschlechtert sich das Outcome der Akutbehandlung gemessen an einer neurologischen Verbesserung (AIS-Shift) oder Verbesserung der Funktionen (SCIM, motorscore)? Wie verlängert sich die Aufenthaltsdauer und Immobilisationsphase? Welche Komplikationen treten auf und welche Einschränkungen bleiben dem Patienten?

Methodik: In einem Zeitraum von 6 Jahren (2010 - 2015) wurden in unserem Zentrum für Rückenmarkverletzte 841 Patienten mit akuter Rückenmarkverletzung behandelt, davon zeigten 28 Patienten ein operationsbedürftiges Dekubitalulcus. Um die Auswirkung dieser Komplikation zu beschreiben, wurde eine Fall-Kontroll-Studie durchgeführt.

Die Datenerhebung erfolgte über eine retrospektive Auswertung der Krankenakten. Ausgehend davon erfolgte der Abgleich der hausinternen Datenbanken Akutverletzt mit Lappenplastik und dem ParaReg (prospektive Kohorten-Studie zur Erfassung des neurologischen und funktionellen Outcomes in der Akutbehandlung von Rückenmarkverletzungen). 15 Patienten mit kompletten Datensätzen wurden identifiziert. Eine nach Altersstufe, AIS Grad und Lähmungshöhe gematchten Kontrollgruppe in dreifacher Menge wurde gebildet.

Als Primärziel wurde der Unterschied im neurologischen und funktionellen Outcome definiert. Als Parameter dienten die AIS-Konversionsrate sowie die Veränderung im SCIM (spinal cord independence measure) und AIS-motorscore von Behandlungsbeginn bis -ende.

Als Sekundärziele erfassten wir die Verzögerung rehabilitativer Maßnahmen durch die Behandlung des Dekubitus, die Verlängerung des akutstationären Krankenhausaufenthalts sowie die Komplikationsrate, die Dauer der Lagerungsnotwendigkeit im AirFlowbett und die Dauer bis 2 h Sitzzeit erreicht wurde.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Verbesserung im neurologischen Outcome während der Akutbehandlung zeigte sich bei Patienten mit Dekubitus gemessen an der Rate der AIS-Shifts um 35% vermindert (p= 0,55); die Zunahme der Punkte im AIS-motorscore war um 70% vermindert (p=0,047) im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die funktionelle Verbesserung war signifikant vermindert, um 39% gemessen an der Zunahme der SCIM-Punkte (p=0,02).

Die Dauer der stationären Behandlung verlängerte sich im Schnitt um 52 Tage, viele Patienten wiesen bei Entlassung noch eine Einschränkung der Sitzzeit auf.

Das schlechtere neurologische und funktionelle Outcome der Rückenmarkverletzten-Akutbehandlung durch das Auftreten eines höhergradigen Dekubitus sowie die verlängerte stationäre Behandlungsnotwendigkeit sind ein deutliches Argument für eine akribische Dekubitusprävention bei Behandlung, Lagerung und Transport des Patienten. Eine möglichst frühzeitige Aufnahme in ein Zentrum für Rückenmarkverletzte sollte angestrebt werden.