gms | German Medical Science

German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Acetabulumfrakturen bei geriatrischen Patienten: Ein zunehmendes Problem?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Andre Sander - Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinik Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Marcel Dudda - Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinik Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Dominik Seybold - Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinik Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Jan Geßmann - Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinik Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Guido Rölleke - Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinik Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Thomas A. Schildhauer - Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinik Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocPO21-1498

doi: 10.3205/15dkou700, urn:nbn:de:0183-15dkou7009

Published: October 5, 2015

© 2015 Sander et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Fragestellung: Acetabulumfrakturen sind mit einer Inzidenz von 3/100000 Patienten pro Jahr selten. Beim jüngeren Menschen spielen vor allem Hochrasanztraumen oder Stürze aus großer Höhe eine Rolle. In den letzten Jahren ist es jedoch durch den demographischen Wandel auch zu einem rasanten Anstieg dieser Verletzungen beim älteren Menschen gekommen. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es herauszufinden ob es innerhalb der letzten 12 Jahre zu einer Veränderung der Altersstruktur bei Acetabulumfrakturen gekommen ist.

Methodik: An einem Level 1 Trauma Zentrum wurden von 2002 bis 2014 alle Patienten mit Acetabulumfrakturen registriert und hinsichtlich der Altersverteilung und der Frakturmorphologie retrospektiv nachuntersucht. Berücksichtigt wurden entsprechend der aktuell gültigen Definition der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) alle Patienten >70 Jahre.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden an unserer Klinik von 2002 bis 2014 insgesamt 541 Patienten mit einer Acetabulumfraktur behandelt. Unter Berücksichtigung der o.g. Definition konnten in diesem Zeitraum insgesamt 152 (28%) geriatrische Patienten (Alter > 70 Jahre) eingeschlossen werden. Hierunter fanden sich 74 männliche und 78 weibliche Patienten.

Während im Zeitraum von 2002 bis 2009 nur 19 Patienten (13%) über 70 Jahre alt waren, fanden sich im Kollektiv zwischen 2010 und 2014 hingegen 133 Patienten (88%). Entsprechend der Klassifikation nach Judet und Letournel wiesen die meisten Patienten in diesem Kollektiv Zweipfeilerfrakturen (45%) sowie Vorderpfeilerfrakturen mit posterioren Hemitransversalfrakturen (22%) auf. Isolierte Hinterwandfrakturen konnten hingegen nur in knapp 11% der Fälle diagnostiziert werden.

Durch die vorliegende retrospektive Untersuchung konnten wir zeigen, dass die Inzidenz von Acetabulumfrakturen im Alter (> 70 Jahre) in den letzten Jahren rasant zugenommen hat. Hierbei spielen bereits niedrigenergetische Traumata bei vorbestehenden osteoporotischen Veränderungen eine große Rolle. Auch sind Komorbiditäten wie z.B. das Vorhandensein einer Totalendoprothese von entscheidender Bedeutung für die Frakturmorphologie. Die Stellung des Hüftkopfes zum Zeitpunkt der Krafteinwirkung spielt dabei eine wichtige Rolle. Es zeigten sich überwiegend Zweipfeilerfrakturen und Frakturen des Vorderpfeilers mit posteriorer Hemitransversalfraktur mit gleichzeitiger Protrusio acetabuli.

Während die Therapie mittels offener Reposition und plattenosteosynthetischer Versorgung (ORIF) beim jungen Menschen weitestgehend einheitlich und akzeptiert ist herrscht in Bezug auf die Versorgung im Alter noch kein Konsens. Ziel sollte eine schnellstmögliche Belastungsstabilität sein, um Komplikationen zu vermeiden und sozioökonomische Aspekte durch kürzere Liegezeiten zu berücksichtigen. Hier könnten möglicherweise neuere modulare Revisionpfannen ggf. in Kombination mit Plattenosteosynthesen eine Rolle spielen.