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Kann eine dorsale Abweichung bei der Palmarinklination in der Versorgung instabiler distaler Radiusfrakturen toleriert werden? Ergebnisse einer prospektiven Studie
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Published: | October 5, 2015 |
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Fragestellung: Die operative Therapie der instabilen distalen Radiusextensionsfraktur ist heute etabliert.. Ziel ist die Wiederherstellung einer guten Handgelenksfunktion und als introperativer Maßstab wird hierfür die anatomische Reposition verwendet. Diese erfordert neben einer stufenfreien Gelenkfläche, einer Ulnarvarianz von 0 bis -2 mm und einer Radioulnarinklination auch eine Palmarinklination von 10°. Gerade diese letzte Forderung stellt eine Schwierigkeit bei Verwendung der meisten verfügbaren palmaren Implantet dar. Bislang ist aber unklar, ob diese Forderung zwingend eingehalten werden muss.
Methodik: Seit Januar 2004 bis August 2011 wurden Patienten mit instabiler distaler Radiusfraktur prospektiv in randomisierte Studien zu Versorgungsalternativen eingeschlossen. Als Verfahren kamen die palmare Plattenosteosynthese, die Versorgung mittels Marknagelung oder der Fixateur externe zum Einsatz. Die hier untersuchten Daten stammen aus drei zeitlich aufeinander folgenden Abschnitten dieser Untersuchung. Die Patienten wurden nach 8 Wochen und mindestens 12 Monaten klinisch und radiologisch nachuntersucht. Zur Auswertung der Funktionalität anhand der Palmarinklination wurden die Patienten in zwei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe repräsentiert die anatomische Reposition mit 6-15°. Ihr gegenüber stehen Patienten mit einer Palmarinklination zwischen -5 und 5°.
Ergebnisse: Daten werden als Mittelwerte angegeben. Es wurden 629 Patienten in die Studie aufgenommen, davon erreichten nach ersten Auswertungen 40% die geforderte anatomische Palmarinklination. Das Durchschnittsalter lag in beiden Gruppen bei 63 Jahren. Die radiologische Auswertung zeigte eine Konsolidierung aller Frakturen. Die mittlere Palmarinklination betrug 8 bzw. 0°. Der Bewegungsumfang in % gegenüber der gesunden Gegenseite war in sämtlichen Ebenen vergleichbar (Gruppe 1: Ext/Flex 92/90 %; Gruppe 2: Ext/Flex 90/85 %). In keiner Gruppe kam es bisher zu einem Implantatbruch oder einer -lockerung.
Schlussfolgerung: Die vorliegenden Daten können die Forderung nach einer Palmarinklination von 10° nicht belegen. Die bisherigen Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass auch Patienten, die nicht die geforderte Palmarinklination erreichen über eine sehr gute Handgelenksfunktion verfügen.