gms | German Medical Science

German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Postoperatives Fieber unter Antibiotikatherapie. Oft eine nichtinfektiöse Ursache in der septischen Chirurgie?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jana Karina Junkmann - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Berlin, Germany
  • Doruk Akgün - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Berlin, Germany
  • Tobias Winkler - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin Brandenburger Centrum für Regenerative Therapien, Berlin, Germany
  • Andrej Trampuz - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Centrum für Septische Chirurgie, Berlin, Germany
  • Carsten-Frank Perka - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocPO14-1491

doi: 10.3205/15dkou607, urn:nbn:de:0183-15dkou6074

Published: October 5, 2015

© 2015 Junkmann et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Fragestellung: Neu aufgetretenes Fieber nach chirurgischen Eingriffen erfordert eine erweiterte Infekt-Diagnostik. Ein Erregernachweis unter laufender Antibiotikatherapie gelingt selten. Neben infektiösen Ursachen muss bei diesen Patienten auch an ein durch Medikamente induziertes Fieber gedacht werden. In der septischen Chirurgie sind es vor allem Antibiotika, welche gleichzeitig eine Myelosuppresion mit Leukopenie in peripherem Blut verursachen. Bleibt die Ursache nicht erkannt, verschlimmert sich die Symptomatik, was zu teuren und aufwendigen zusätzlichen Untersuchungen führt.

Methodik: Im Zentrum für septische Chirurgie (30 Betten) wurden über einen Zeitraum von 12 Monaten (Januar-Dezember 2014) prospektiv alle Patienten mit Fieber >38.5°C nach orthopädisch-unfallchirurgischen Eingriffen erfasst und analysiert. Nach standardisiertem Algorithmus wurde eine Infektion gesucht (Blutbild, Abnahme von 2 Paaren Blutkulturen, Urinuntersuchung, Thorax-Röntgenbild, Entfernung und Untersuchung von intravenösen Kathetern).

Ergebnisse: Es wurden 11 Patienten mit postoperativem Fieber identifiziert. In 6 Fällen wurde eine Infektion nachgewiesen: Aspirationspneumonie (n=3), Harnwegsinfekt (n=2), Katheterinfekt (n=1). In 5 weiteren Fällen von Fieber konnte eine Infektion ausgeschlossen und ein Medikamenten-induziertes Fieber diagnostiziert werden. Diese Fälle wurden zur Fallserie zusammengestellt und weiter analysiert: 4 m und 1 w; mittleres Alter: 45 Jahre (von 25 bis 74 Jahre). Alle 5 Patienten erhielten ein Penicillin-basierendes Antibiotikum (1 Ampicillin/Sulbactam, 3 Piperacillin/Tazobactam, 1 Flucloxacillin), mittlere Dauer der Antibiotikagabe bis zum Auftreten des Fiebers: 21 Tage (13-27 Tage). Alle 5 Patienten haben eine Leukopenie mit mittlerer Leukozytenzahl von 2,4 (von 1,9 bis 3,6) pro Nanoliter. Das C-reaktive Protein (CRP) stieg auch bei den Patienten mit medikamenten-induziertem Fieber an und war im Mittel 119,9 (von 42,7 bis 215,3) mg/dl. Das Fieber verschwand 1-2 Tagen nach Beendigung der Antibiotikatherapie, Leukozyten normalisierten sich vollkommen nach 2-5 Tagen, das CRP war im Verlauf rückläufig.

Schlussfolgerung: In einem Zeitraum von 1 Jahr wurden 5 Patienten in der septischen Chirurgie identifiziert, welche postoperativ unter Antibiotikagabe Fieber und Leukopenie entwickelten. Beides war nach Absetzen der Antibiotika in allen Fällen vollständig rückläufig. Alle Patienten hatten vorher ein Penicillin-basiertes Antibiotikum für 2 bis 4 Wochen erhalten. Bei Fieber und Leukopenie unter längerfristiger Antibiotikagabe soll eine Antibiotika-induzierte Ursache in Betracht gezogen werden.