gms | German Medical Science

German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

„Bone targeted Therapy“ – Ein denkbarer Therapieansatz zur supportiven Behandlung der Osteogenesis imperfecta? Verlaufsbetrachtung einer Off-Label-Therapie mit dem monoklonalem humanen RANKL-Antikörper Denosumab (Prolia®) beim Erwachsenen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Franziska Neid - Universitätsklinikum Halle (Saale), Department für Orthop., Unfall- u. Wiederherstellungschir., Halle, Germany
  • Karl-Stefan Delank - Universitätsklinikum Halle (Saale), Department für Orthop., Unfall- u. Wiederherstellungschir., Halle, Germany
  • Alexander Hagel - Universitätsklinikum Halle (Saale), Department für Orthop., Unfall- u. Wiederherstellungschir., Halle, Germany
  • Roman Fiedler - Universitätsklinikum Halle, Klinik für Innere Medizin II, Halle, Germany
  • Sven Freche - Universitätsklinikum Halle (Saale), Department für Orthop., Unfall- u. Wiederherstellungschir., Halle, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocPO14-567

doi: 10.3205/15dkou593, urn:nbn:de:0183-15dkou5939

Published: October 5, 2015

© 2015 Neid et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Fragestellung: Die Osteogenesis imperfecta ist eine seltene Erkrankung, bei der ein Defekt des Kollagen Typ I und eine Osteoblasteninsuffizienz vorliegt. Die Veränderung des Kollagens bedingt die abnorm hohe Knochenbrüchigkeit, welches das Leitsymptom der Osteogenesis imperfecta darstellt. Das Therapiekonzept beschränkt sich auf eine symptomatische Behandlung. Neben der operativen Versorgung der Frakturen steht bei der konservative Therapie die individuelle Physiotherapie sowie die medikamentöse Therapie mittels Analgetika, Vitamin D, Calcium und Bisphosphonaten im Vordergrund. Neben einer Bisphosphonattherapie sind in der Literatur auch Therapieansätze mit Teriparatid sowie Denosumab beschrieben.

Letzteres ist ein monoklonaler humaner Antikörper gegen RANKL (Receptor Activator of NF-kappaB Ligand), der eine Interaktion von RANKL und dem RANK-Rezeptor inhibiert. Dadurch wird die Differenzierung der Osteoklasten blockiert. Eine Hemmung des RANKL/RANK-Signalwegs durch Denosumab kann daher positiv auf Knochenverlust-assoziierte Erkrankungen wirken.

Methodik: Wir berichten über eine 27-jährige Patientin (91 cm, 30 kg) mit einer Osteogenesis imperfecta (Typ III nach Silence), welche sich seit 10 Jahren in unserer Behandlung befindet. Im Verlauf beklagte sie zunehmende, teils immobilisierende Knochenschmerzen (NRS 7/10). Medikamentös erfolgte eine Schmerztherapie sowie Basistherapie mit Vitamin D und Calcium. Daneben wurde eine Behandlung mit Bisphosphonaten über 4 Jahre durchgeführt, unter der weiterhin Frakturen der oberen und unteren Extremität auftraten. In der Hoffnung eine Reduktion der Frakturrate sowie eine Schmerzreduktion zu erzielen, erfolgte die Etablierung einer Off-Label-Therapie mit Denosumab (s.c. 2mal aller 6 Monate). Zum Therapiemonitoring wurden laborchemische Kontrollen und die Knochendichtemessung durchgeführt.

Durch die Therapiedauer von einem Jahr kann bisher eine Schmerzreduktion (NRS 4/10), ein verbessertes Vitalitätsempfinden sowie eine subjektive Steigerung der Lebensqualität verzeichnet werden. Eine erneute Fraktur ist unter der Therapie nicht aufgetreten. Ebenso zeigten sich im Verlauf keine schwerwiegenden Arzneimittelnebenwirkungen. Die Knochendichtemessungen ergab im Verlauf eine geringfügige Verbesserung, wobei die Werte an sich nach wie vor pathologisch und die Unterschiede nicht signifikant sind.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Behandlung der Osteogenesis imperfecta ist immer multidisziplinär und umfasst neben operativen auch konservative Therapieansätze. Die medikamentöse Behandlung mittels monoklonalem humanen RANKL-Antikörper Denosumab (Prolia®) scheint in unserem Einzelfallbericht beim Erwachsenen einen positiven Effekt auf die Frakturrate sowie die Behandlung der Knochenschmerzen zu haben. Eine einheitliche Therapieempfehlung existiert jedoch weder bezüglich der Dosis noch des Behandlungsintervalls.