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Kalzifizierungen im Labrum acetabulare. Einfluss auf die Schmerzen sowie Degeneration bei Coxarthrose
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Published: | October 5, 2015 |
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Fragestellung: Kürzlich veröffentlichte Studien konnten nachweisen, dass das Labrum acetabulare (LA) eine hohe Dichte an Nervenfasern aufweist und dass die darin enthaltenen Zellen eine hohe metabolische Aktivität zeigen und auf inflammatorische Stimuli reagieren können. Ziel dieser Studie war es herauszufinden, ob pathologische Kalzifizierungen, die eine hohe inflammatorische Antwort auslösen können, im LA bei Patienten mit fortgeschrittener Coxarthrose nachweisbar sind und ob zwischen dem Auftreten und der klinischen Situation des Gelenkes, dem Schmerz- sowie Degenerationsgrad und dem Alter ein Zusammenhang besteht.
Methodik: 80 Patienten mit primärer Coxarthrose (Durchschnittsalter 70.2, range 47-84); 46 Frauen, 34 Männer), die eine endoprothetische Versorgung des Hüftgelenkes erhielten, wurden in diese Studie eingeschlossen. Präoperativ wurde für jeden Patienten die klinische Situation des Gelenkes und der Schmerzgrad mit dem Harris Hip Score (HHS) registriert. Das LA und der Hüftkopf wurden mit der digitalen Kontaktradiographie auf Kalzifizierungen untersucht. In histologischen Schnitten wurde der Degenerationsgrad im Knorpel (OARSI-Score) sowie im Labrum (Krenn-Score) bestimmt und histochemisch (Alizarin Rot & von Kossa) die Kalzifizierung bestätigt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Kalzifizierungen traten in 100% der Proben (LA & hyaliner Knorpel) der arthrotisch veränderten Hüftgelenke auf. Im linearen multivariaten Modell wurde gezeigt, dass es mit steigender Menge an Kalzifizierungen im Labrum und im hyalinen Knorpel zu einem signifikanten Anstieg im histologischen Grad der Degeneration des Labrums (beta=0.12; CI[0.077,0.166]; p<0.001) und des Knorpels (beta=0.22;CI[0.065,0.383];p=0.0064) kam. Alter, BMI und Geschlecht hatten keinen Einfluss auf den Degenerationsgrad. Es zeigte sich eine inverse Korrelation zwischen der klinische Situation des Hüftgelenkes (HHS) und der steigenden Menge an Kalzifizierungen im LA (beta=-1.31;CI[-2.56,-0.03];p=0.04) und hyalinem Knorpel (beta=-2.53;CI[-4.29,-0.77];p=0.005). Es bestand ausschließlich ein Zusammenhang zwischen dem Schmerzgrad (Unterkategorie des HHS) und der steigenden Menge an Kalzifizierungen im LA (beta=-0.84;CI[-1.46,-0.23];p=0.008). Weder das Alter (p=0.08) noch der histologische Degenerationsgrad von Knorpel (p=0.49) und Labrum (p=0.48) hatten einen Einfluss auf die klinische Situation des Gelenkes (HHS).
In dieser Studie konnten wir zum ersten Mal pathologische Kalzifizierungen nicht nur im hyalinen Knorpel, sondern auch im LA von allen untersuchten Hüftgelenken nachweisen. Zusammenfassend spielen Kalzifizierungen im Faserknorpel als auch hyalinen Knorpel eine Rolle in der Pathogenese der Coxarthrose. Interessanterweise hatte die Kalzifizierung des Faserknorpels sowie hyalinen Knorpels zwar einen Einfluss auf die klinische Situation des Gelenkes, aber ausschließlich die Kalzifizierung des metabolisch aktiven, innervierten Labrums konnte als möglicher kausativer Faktor für die Schmerzen bei der Coxarthrose identifiziert werden.