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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Statische und dynamische 3D / 4D-Wirbelsäulenvermessung: Normativdatengewinnung für die Anwendung in der Pädiatrie

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Helmut Diers - Universitätsmedizin Mainz Orthopädie und Unfallchirurgie, Mainz, Germany
  • Marco Kleist - DIERS International GmbH, Schlangenbad, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI53-1278

doi: 10.3205/15dkou380, urn:nbn:de:0183-15dkou3803

Published: October 5, 2015

© 2015 Diers et al.
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Fragestellung: Die klinische Bedeutsamkeit der strahlungsfreien Vermessung der Wirbelsäule mittels Video-Rasterstereographie (VRS) findet ihren Ursprung in der Notwendigkeit der regelmäßigen Entwicklungskontrolle von Haltungsparametern bei Kindern und Jugendlichen mit Skoliose. Wurde hier die Abbildung des statischen Zustandes über einen langen Zeitraum als hinreichend erachtet, so sind in der jüngeren Vergangenheit zunehmende Tendenzen erkennbar, die hinsichtlich einer funktionellen Betrachtung der Skoliose, neben der statischen auch die dynamische Situation zu erfassen suchen, um so einen Eindruck über den Funktionsumfang der skoliotischen Wirbelsäule zu erhalten. Im Rahmen der klinischen Diagnostik ist es erforderlich, die über beide Methoden erfassten Werte zu interpretieren und Abweichungen des Haltungsapparats korrekt einzuordnen. Insbesondere in der Pädiatrie kommt einer Vermeidung von falsch-negativen Diagnosen im Hinblick auf das weitere körperliche Heranwachsen besondere Bedeutung zu. Hierzu kann ein Vergleich zu einem altersentsprechenden Normativkollektiv eine hilfreiche Unterstützung bieten.

Methodik: In einem ersten Schritt wurden 2265 Patienten (N(weibl): 1081, N(männl): 1184) im Alter zwischen vier und 21 Jahren (ø: 14,1 J.) wurden im Zeitraum zwischen 2003 und 2014 mittels statischer Video-Rasterstereographie vermessen. Sämtliche Messdaten wurden auf Qualität und Plausibilität hin überprüft. Mittelwerte und Standardabweichungen wurden ausgehend von den jeweils durch die 5%- und 95%-Quantile definierten Toleranzgrenzen berechnet. Folgende Parameter wurden hierbei betrachtet: Rumpfneigung [°] (RN), Lotabweichung [mm] (LA), Beckenhochstand [mm] (BH), Beckentorsion [°] (BT), Kyphosewinkel [°] (KW), Lordosewinkel [°] (LW), Oberflächenrotation (rms) [°] (OR), Seitabweichung (rms) [°] (SA).

Ergebnisse: Die mittlere RN liegt mit 2,9° (SD: 1,8°) leicht nach ventral geneigt. LA (ø: -2,5, SD: 6,4 mm) erlaubt einen leichten Shift zwischen VP und DM. Die Beckenparameter BH und BT liegen im Mittel bei 0,0 mm bzw. 0,3° (SD: 3,8 mm/1,69°). Bei KW/ LW liegen die Mittelwerte bei 39,9°/ 36,5° mit einer SD bei 7,5°/ 6,6°. Die mittlere OR weist einen Wert von 3,3° mit einer SD von 1,3° auf. Der Parameter SA liegt im Mittel bei 5 mm (SD: 2,2 mm).

Schlussfolgerungen: Die im ersten Schritt ermittelten Daten aus dem statisch vermessenen Normativkollektiv erleichtern die Interpretation von Messergebnissen in der pädiatrischen Praxis. Eine Ermittlung vergleichbarer Daten für das dynamische Messverfahren wird es ermöglichen, den funktionellen Zusammenhang zwischen Statik und Dynamik besser zu verstehen. So kann die Funktions- und Haltungsdiagnostik mittels VRS ihren Beitrag zur zielgerichteten und evidenzbasierten Therapie von Kindern und Jugendlichen mit Skoliose weiter ausbauen.