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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Präoperative Risikobewertung zur Prognose medizinischer Komplikationen bei Wirbelsäuleneingriffen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Maximilian Kasparek - Universitätsklinik für Orthopädie, Wien, Austria
  • Petra Krepler - Universitätsklinik für Orthopädie, Wien, Austria
  • Reinhard Windhager - Universitätsklinik für Orthopädie, Wien, Austria
  • Josef Grohs - Universitätsklinik für Orthopädie, Wien, Austria

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI50-768

doi: 10.3205/15dkou347, urn:nbn:de:0183-15dkou3470

Published: October 5, 2015

© 2015 Kasparek et al.
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Text

Fragestellung: Zur Verbesserung der Versorgung der Patienten ist die präoperative Risikobewertung medizinscher Komplikationen im klinischen Alltag von großer Bedeutung. Bis dato fehlte es jedoch an geeigneten Risikostratifizierungstools. Lee et al. (Spine 2014;14:291-299) haben erstmals ein Wahrscheinlichkeitsmodel zur Risikostratifizierung erstellt, welches als Online Evaluations-Tool ermöglicht, für jeden Patienten ein individuelles Risikoprofil zu erstellen. Wir haben dieses Risikostratifizierungstool angewendet, um zu erproben, ob sich die errechneten Risikowahrscheinlichkeiten verifizieren.

Methodik: Wir haben präoperativ, mittels dem Online Evaluations-Tool (http://www.spinesage.com/), für jeden Patienten ein individuelles Risikoprofil für den geplanten Eingriff erstellt. Hierbei werden diverse Faktoren wie Alter, BMI, begleitende interne Erkrankungen, sowie das geplante operative Vorgehen berücksichtigt. Außerdem wird der Surgical Invasivness Score (SSI) aus den dekomprimierten, fusionierten, instrumentierten Etagen bestimmt. Nach Eingabe aller benötigten Parameter erhält man die Risikowahrscheinlichkeiten für postoperativ auftretende allgemeine sowie schwere medizinische Komplikationen, darüberhinaus für das Auftreten eines Dura Leaks und einer Infektion.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Zeitraum April 2014 bis Oktober 2014 wurden 100 Patienten, mit einem Durchschnittsalter von 59,3 Jahren (Range: 15 bis 86), evaluiert. Die häufigste Operationsindikation waren degenerative Erkrankungen (84%). Der SSI-Score lag im Durchschnitt bei 7,9 Punkten (Range 1 bis 31). Das durchschnittliche Risiko für eine allgemeine medizinische Komplikation wurde mit 20,8% errechnet (Range 3,3 bis 70,5), für das Auftreten einer schweren Komplikation mit 7,2% (Range 0,5 bis 47,0). Das Risiko für eine Infektion lag im Durchschnitt bei 7,0% (Range 3,3 bis 22,7), und für ein Dura Leak bei 9,2% (Range 2,7 bis 16,2). Tatsächlich traten bei 23% der Fälle eine medizinische Komplikation auf, bei 4% eine schwere medizinische Komplikation, bei 4% eine Infektion und bei 1% ein Dura Leak.

Darüber hinaus wurden drei Risikogruppen gebildet. Die erste Gruppe bestand aus Patienten mit einem präoperativen Risiko unter 15%. Der zweiten Gruppe wurden Patienten mit einem Risiko zwischen 15% und 30% zugeteilt und der dritten Gruppe jene mit einem präoperativen Risiko über 30%. In der ersten Gruppe trat bei einem durchschnittlichen Risiko von 10,7% bei 5/50 Patienten (10%) eine medizinische Komplikation auf. Bei einem Risiko von 20,8% im Schnitt zeigte sich bei 5/27 Patienten (18%) der zweiten Gruppe eine Komplikation. In der dritten Gruppe trat bei 10/23 Patienten (43,5%) bei einem präoperativ errechneten Risiko von 42,5% eine Komplikation ein.

SpineSage ermöglicht eine präoperative Risikobewertung in einer der Realität entsprechenden Größenordnung. Aus klinischer Sicht können die gewonnenen Erkenntnisse verwendet werden um das Risiko von Eingriffen unterschiedlicher Invasivität für einen einzelnen Patienten abzuschätzen.