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Therapeutisches Stufenkonzept zur Behandlung der atlanto-axialen Rotations-Subluxation im Kindesalter
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Published: | October 5, 2015 |
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Fragestellung: Die atlanto-axiale Rotations-Subluxation (AARS), auch Grisel-Syndrom genannt, ist eine seltene Verletzung im Kindesalter. In der Literatur finden sich nur Einzelfallberichte. Klinisch imponiert ein Schiefhals mit Bewegungseinschränkung der HWS. Die Klassifikation nach Fielding unterscheidet je nach Dislokationsausmaß und -richtung vier Typen. In der Literatur reichen die therapeutischen Empfehlungen von geschlossener Reposition mit Retention in einer Halskrawatte (Typ I und II) bis hin zur offenen Reposition und occipito-cervicalen Fusion (Typen III und IV). Aufgrund der geringen Fallzahlen herrscht hierüber Uneinigkeit.
Methodik: In einer retrospektiven Studie wurden Patienten mit AARS, die von 2002-2014 in unserer Klinik behandelt wurden, analysiert. Epidemiologische, diagnostische und therapeutische Behandlungsaspekte, sowie der klinische Verlauf wurden erfasst.
Wir stellen ein therapeutisches Stufenkonzept, sowie eine neue Operationsmethode zur temporären atlanto-axialen Transfixation vor (Abbildung 1 [Abb. 1]).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Retrospektiv konnten 11 Fälle mit radiologisch gesicherter AARS identifiziert werden. Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 9,2 Jahren (4-14a). Bei 9 Patienten lag eine akute AARS und bei 2 Patienten eine chronische AARS vor (Tabelle 1 [Tab. 1]).
Ein Zusammenhang zu einer Intervention bzw. Infektion im HNO-Bereich, wie in der Literatur beschrieben, konnte in 6 Fällen hergestellt werden. Bei 7 Patienten war eine Spontanreposition zu beobachten, eine geschlossene Reposition war bei 4 Patienten erforderlich. Bei einer Patientin war bei chronisch rezidivierender Subluxation ein operatives Vorgehen erforderlich. Wir führten eine offene Reposition und transverse Fadentransfixation durch. Bei der chronischen Typ-II-Subluxation wurde die Massa lateralis C1 der luxierten Seite mit einem nicht-resorbierbaren Faden transossär und mit dem contra-lateralen C2 Bogen verknotet. Danach trat keine Subluxation mehr auf. Nach initialer Bewegungseinschränkung der HWS bestand sechs Monate postoperativ eine freie HWS-Rotation von über 60°. Es ist davon auszugehen, dass die Fadentransfixation nach Abschluss der Behandlung unter Mobilisation nachgegeben hatte. In kernspintomografischen Funktionsaufnahmen zwei Jahre postoperativ war im Segment C1/C2 eine seitengleiche Rotation von 20° nachzuweisen.
Alle Patienten mit AARS konnten nach dem therapeutischen Stufenschema erfolgreich behandelt werden. Die Ultima ratio mit Fusion von C1/C2 konnte vermieden werden.
Nach transverser Fadentransfixation von C1/C2 kann die volle Funktion der HWS wiedererlangt werden.