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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Mangelernährung in der Alterstraumatologie – ein relevantes Problem?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Ulf Bökeler - Marienhospital Stuttgart, Klinik für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschir., Stuttgart, Germany
  • Maryam Basrei - Institut für Ernährungsmedizin Universität Hohenheim, Stuttgart, Germany
  • Nadja Willinger - Institut für Ernährungsmedizin Universität Hohenheim, Stuttgart, Germany
  • Anna Lisa Herlan - Marienhospital Stuttgart, Klinik für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschir., Stuttgart, Germany
  • Stephan Bischoff - Institut für Ernährungsmedizin Universität Hohenheim, Stuttgart, Germany
  • Ulrich C. Liener - Marienhospital Stuttgart, Klinik für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschir., Stuttgart, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI43-1551

doi: 10.3205/15dkou288, urn:nbn:de:0183-15dkou2882

Published: October 5, 2015

© 2015 Bökeler et al.
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Text

Fragestellung: Im geriatrischen Patientengut besteht eine hohe Prävalenz für eine Malnutrition, Sarkopenie und Osteoporose. So zeigen bis zu 80 % der Heimbewohner eine „Altersanorexie“. Eine Malnutrition ist mit einer Verschlechterung der Wundheilung sowie einer Verlängerung der Rekonvaleszenz assoziiert. Mangelernährte Patienten kehren seltener in ihr altes soziales Umfeld zurück. Durch diese Untersuchung sollte geklärt werden ob, im Vergleich zu einem Kontrollkollektiv, bei Patienten mit osteoporotischen Frakturen eine Mangelernährung und Sarkopenie vorliegt und ob sich unterschiedlich starke Ausprägungen der Mangelernährung in Abhängigkeit vom Frakturtyp ergeben.

Methodik: Eingeschlossen wurden 100 Patienten > 70 Jahre mit Radiusfrakturen (RF), Wirbelkörperfrakturen (WKF), proximalen Femurfrakturen (FF), als Kontrollgruppe dienten Patienten, die zum elektiven Gelenkersatz (GE) anstanden. Jede Gruppe umfasste 25 Patienten. Das Durchschnittsalter lag bei 81,3 J.. Das älteste Kollektiv waren Patienten mit proximalen Femurfrakturen mit 85,4 J.. Die Gruppe der distalen Radiusfrakturen war im Schnitt am Jüngsten (78,0 J.) Es wurden anthropometrische Untersuchungen durchgeführt (BMI, THS, AU, BIA), ebenfalls erfolgten Mininutritionsassessments sowie eine Laboruntersuchung (inkl. Serum-Albumin, Vit. D, Vit. B12 und Folsäure) und ein geriatrisches Assessment (Barthel, MNSE).

Ergebnisse: In den athropometrischen Messungen zeigte sich, dass die mittlere rechte Handkraft der Patienten mit GE mit 48,40 ± 20,41 Pfund deutlich über den Durchschnittswerten der WKF- und FF-Patienten mit 36,71 ± 16,00 beziehungsweise 32,48 ± 15,57 Pfund liegt (p = 0,028, p = 0,006). Ein signifikanter Unterschied ist im BMI zwischen der GE-Gruppe mit 26,46 ± 4,00 kg/m² und der FF-Gruppe mit 23,15 ± 3,56 kg/m² (p = 0,002) nachzuweisen. Die Analyse der Körperzusammensetzung ergibt, dass Patienten mit RF (21,94 ± 7,35 kg) eine größere Fettmasse aufweisen verglichen mit FF-Patienten (15,13 ± 7,19 kg) (p = 0,006). Ebenso liegt der prozentuale Anteil der Fettmasse in Relation zum Körpergewicht bei den FF-Patienten mit 24,07 ± 9,38 % deutlich unter den Werten der RF-Patienten mit 31,68 ± 7,04 % (p = 0,031). Ein höherer prozentualer Zellanteil der Magermasse ist bei Patienten mit RF (41,67 ± 5,21 %) im Vergleich zu WKF- (37,67 ± 4,85) und FF-Patienten (37,71 ± 5,29) erkennbar, jedoch hat dies keine statistische Signifikanz (p=0,062, p=0,072).

In den laborchemischen Untersuchungen fiel bei allen Patienten eine Vitamin D -Hypovitaminose auf (16,26 ± 9,96 [nmol/l]), am stärksten war dies in der Gruppe der FF (14,06± 8,2) ausgeprägt.

Schlussfolgerung: Diese Studie zeigt, dass bei geriatrischen Patienten mit proximalen Femurfrakturen und tendenziell bei Patienten mit Wirbelkörperfrakturen, im Vergleich zu Patienten mit distalen Radiusfrakturen, häufiger und ausgeprägter eine Malnutrition und Sarkopenie nachzuweisen ist. Diese Patienten könnten von einer Supplementierung bereits während des stationären Aufenthaltes profitieren.