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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Todesfallanalyse, Fehleranalyse und vermeidbare Todesfälle bei schwerstverletzten älteren Patienten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Carsten Schöneberg - Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Essen, Germany
  • Thomas Probst - Lukaskrankenhaus, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Handchirurgie, Neuss, Germany
  • Marc Schilling - Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Essen, Germany
  • Alexander Wegner - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Björn Hußmann - Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Essen, Germany
  • Sven Lendemans - Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Essen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI43-209

doi: 10.3205/15dkou286, urn:nbn:de:0183-15dkou2860

Published: October 5, 2015

© 2015 Schöneberg et al.
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Fragestellung: Aufgrund des demographischen Wandels kommt es in den Industriestaaten zu einer Alterung der Gesellschaft. Ein gebräuchliches Instrument zur Qualitätskontrolle und Verbesserung in der Traumaversorgung ist die Todesfallanalyse. Diese Studie stellt eine Letalitätsanalyse dar, untersucht vermeidbare und potentiell vermeidbare Todesfälle und analysiert die aufgetretenen Fehler bei älteren Patienten, ein Patientenkollektiv, welches in der Literatur unterrepräsentiert ist.

Methodik: Die Daten aus einem überregionalen Traumazentrum aus den Jahren 2002 bis 2011 wurden untersucht. Eine retrospektive Datenanalyse wurde für alle verstorbenen Patienten, die älter als 75 Jahre waren und einen Injury Severity Score (ISS) größer 15 hatten, durchgeführt. Zusätzlich wurden die Daten aus dem Traumaregister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie analysiert. Es erfolgte ein Vergleich zwischen Überlebten und Verstorbenen. Zusätzlich erfolgte eine alters - und ISS adjustierte Analyse.

Entsprechend den Beschlüssen aus der Morbidity und Mortality (M&M) Konferenz, und nach nochmaliger Entscheidung aller Autoren, erfolgte eine Einteilung der Todesfälle in vermeidbar, potentiell vermeidbar und nicht vermeidbar.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden im angegebenen Zeitraum 2304 Patienten im Schockraum behandelt. 108 Patienten erfüllten die Einschlusskriterien. Insgesamt verstarben 62 Patienten (57,41%). Die Verstorbenen waren schwerer verletzt (ISS 32,85 vs. 22,52) und erlitten ein schwereres Schädel-Hirn-Trauma (GCS 6,44 vs 10,30; AIS Kopf 4,34 vs. 3,57). Keine statistischen Unterschiede konnten bei den physiologischen Parametern am Unfallort oder im Schockraum gefunden werden.

Prädiktoren für die Mortalität waren: ISS > 25, GCS < 9, partielle Prothrombinzeit > 32,4 Sekunden, AIS Kopf > 3 und Hämoglobin < 12 g/dl.

Nur 17,07% der Patienten mit einem ISS > 25 überlebten, was vermuten lässt, das solch schwere Verletzungen in dieser Altersgruppe kaum überlebt werden.

Zwei Todesfälle wurden als vermeidbar (3,23%) und 8 als potentiell vermeidbar (12,90%) eingestuft. Der häufigste präklinische Fehler war assoziiert mit dem Atemwegsmanagement. Der häufigste klinische Fehler stellte die Kontrolle von Blutungen da. Die exzessive Flüssigkeitssubstitution war der zweithäufigste Fehler.

Die Behandlung von schwerstverletzten älteren Patienten stellt eine Herausforderung dar. Die häufigste Verletzungsursache war ein Sturz aus unter 3 Metern Höhe. Die limitierende Verletzung stellt das Schädel-Hirn-Trauma da und eine entgleiste Gerinnung ist ein wichtiger Prädiktor für die Mortalität.

Die beobachtete Rate an vermeidbaren und potentiell vermeidbaren Todesfällen bei schwerstverletzten älteren Patienten ist vergleichbar mit derjenigen, welche für andere Altersgruppen in der Literatur angegeben wird. Die meisten aufgetretenen Fehler geschahen aufgrund von menschlichen Fehlentscheidungen. Daher sind die Ausbildung und das Training für die Behandlung von schwerstverletzten Patienten von entscheidender Bedeutung.