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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Verantwortungsvoll, unwissend oder leichtsinnig – wie 532 operativ tätige Chirurgen mit intraoperativer Strahlenbelastung umgehen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Alexander Joeris - AO Clinical Investigation and Documentation, Dübendorf, Switzerland
  • Vasiliki Kalampoki - AO Clinical Investigation and Documentation, Dübendorf, Switzerland
  • Diarmuid De Faoite - AO Clinical Investigation and Documentation, Dübendorf, Switzerland
  • Sabine Goldhahn - AO Clinical Investigation and Documentation, Dübendorf, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI37-1267

doi: 10.3205/15dkou237, urn:nbn:de:0183-15dkou2370

Published: October 5, 2015

© 2015 Joeris et al.
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Text

Fragestellung: Die intraoperative Bildgebung ist in der operativen Traumatologie und Orthopädie nicht mehr wegzudenken. Die Minimalisierung des intraoperativen Weichteiltraumas bei gleichzeitig optimaler Frakturversorgung kann durch eine minimal-invasive Behandlung unter Einsatz von intraoperativer Bildgebung erreicht werden. Gleichzeitig sind intraoperative Bildgebungstechniken eine wichtige Hilfe bei komplexen Frakturen. Die Folge ist eine zunehmende intraoperative Strahlenexposition der Chirurgen, wohingegen man nur wenig über deren Gewohnheiten bei der praktischen Anwendung intraoperativer Bildgebung im klinischen Alltag weiß. Hintergrund der vorliegenden Untersuchung war daher eine zielgerichtete und praxisorientierte Befragung von Orthopäden und Traumatologen zu diesem Thema.

Methodik: Bei einer internationalen Veranstaltung beantworteten 532 Chirurgen einen Fragebogen mit 26 Fragen zum Umgang mit intraoperativer Strahlung im klinischen Alltag, über den Schutz vor und die Messung von intraoperativer Strahlung sowie die Wahrnehmung dieses Themas Die Ergebnisse wurden mittels deskriptiver Statistik ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 90.2% der 532 Teilnehmer waren männlich, die Mehrheit (88.5%) war im Alter zwischen 25 und 54 Jahren. Über die Hälfte kam aus Europa (52.3%), 49.8% arbeiteten in einer Universitätsklinik. 30.2% gaben an, dass bei über drei Viertel ihrer Operationen intraoperative Bildgebung erforderlich sei. Die häufigste intraoperativ benutzte Bildgebungstechnik ist der 2D C-Arm (n=409), gefolgt vom Mini C-Arm (n=92) und 3D C-Arm (n=79). Bei einem Sechstel der Teilnehmer (15.9%) ist ein Teil ihres Körpers häufig dem direkten Strahlengang ausgesetzt. Die Mehrheit (71.8%) macht sich mäßige bis sehr große Sorgen bezüglich ihrer beruflichen Strahlenbelastung. 20.9% tragen immer ein Dosimeter, 49.1% nie. 64.7% tragen immer eine Bleischürze, aber nur 30.7% einen Schilddrüsenschutz. Die Mehrheit verwendet keine Schutzbrille (83.1%). 50% der Befragten wussten, wer in ihrer Klinik der Strahlenschutzbeauftragte ist, und 61.3% hatten schon einmal eine interne Fortbildung zu Strahlenschutz. Hingegen gaben 38.7% an, dass das Thema an ihrer Klinik noch nie Gegenstand einer Fortbildung war. Es konnten regional-, arbeitgeber- und berufserfahrungsabhängige Unterschiede gefunden werden. So wurden Dosimeter und Strahlenschutzkleidung häufiger in Kliniken getragen, die Strahlenschutzrichtlinien und Strahlenschutzbeauftragte haben sowie regelmäßige Fortbildungen durchführen.

Obwohl sich die Mehrheit operativ tätiger Chirurgen wegen ihrer Strahlenbelastung Sorgen macht, sind das Wissen und die praktische Umsetzung von Strahlenschutzmaßnahmen im klinischen Alltag noch unzureichend. Um angesichts der zunehmenden Anzahl von Operationen mit intraoperativer Bildgebung einen verantwortungsvollen Umgang mit ionisierender Strahlung und einen besseren Strahlenschutz zu erreichen, sind praxisorientierte Weiterbildungen und Forschungsprojekte erforderlich.