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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

E-Bikes und Pedelecs: Wirklich die neue Gefahr im Straßenverkehr?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christian W. Müller - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Dietmar Otte - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Verkehrsunfallforschung, Hannover, Germany
  • Sebastian Decker - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Timo Stübig - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Christian Krettek - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Stephan Brand - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI37-220

doi: 10.3205/15dkou230, urn:nbn:de:0183-15dkou2304

Published: October 5, 2015

© 2015 Müller et al.
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Text

Fragestellung: E-Bikes und Pedelecs stellen einen neuen Typ Fortbewegungsmittel im Straßenverkehr dar, der sich zunehmender Beliebtheit erfreut; ihre Anzahl in Deutschland wird auf rund 600.000 geschätzt. Der elektrische Antrieb erlaubt auch älteren Verkehrsteilnehmern eine Geschwindigkeit von bis zu 25 km/h, teilweise werden 45 km/h erreicht. Es wird postuliert, dass dadurch ein besonderes Gefährdungspotential resultiere, allerdings sind bislang kaum systematische Erhebungen bzgl. Inzidenz und Unfallfolgen in diesem Kollektiv bekannt. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es daher, die aktuelle Inzidenz, typische Unfallkonstellationen und typische aus E-Bike-Unfällen folgende Verletzungsmuster darzustellen. Mögliche Konsequenzen sollen diskutiert werden.

Methodik: Zwei Unfallforschungseinheiten dokumentierten gemäß einer repräsentativen Stichprobe rund 2000 Unfälle pro Jahr hinsichtlich unfalltechnischer und medizinischer Parameter. Aus dieser Datenbank („German In-Depth Accident Study“, http://www.gidas.org/) wurden von 2009 bis 2014 alle Unfälle mit elektromotorisierten Fahrrädern extrahiert und hinsichtlich Unfallkonstellation, verletzten Körperregionen (AIS, abbreviated injury scale) und unfalltechnischer Parameter untersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden 51 Unfälle mit E-Bikes bzw. Pedelecs registriert, null in 2009, zwei in 2010, zwölf in 2011, dreizehn in 2012 und elf in 2013 und dreizehn in 2014. Das Durchschnittsalter betrug 60 Jahre. Zwei Fälle wurden wegen unvollständiger Dokumentation ausgeschlossen. Die mittlere Kollisionsgeschwindigkeit betrug 18 km/h. In 29 Fällen kam es zu einer Kollision mit einem PKW, einmal mit einem Motorrad, dreimal mit einem Fahrrad und zweimal mit Fußgängern. Die mittlere maximale Verletzungsschwere (MAIS) betrug 1,3. Wesentliche Verletzungen (AIS>1) betrafen in 8 Fällen den Kopf, in drei Fällen die Arme, in zwei Fällen den Thorax und in jeweils einem Fall Abdomen oder Beine. Es traten keine Verletzungen mit AIS>2 auf. Bei 60% der Helmnutzer war der Helm erheblich beschädigt.

Es handelt sich bei der vorliegenden Studie um die, soweit bekannt, bisher größte systematische und repräsentative Untersuchung von Unfällen mit E-Bikes. Über die letzten Jahre war die Inzidenz der E-Bike-Unfälle deutlich ansteigend. Verunfallte E-Bike-Fahrer waren deutlich älter als sonstige Fahrradfahrer im gleichen Kollektiv (rund 40J.). In diesem repräsentativen Kollektiv traten leichte und mittelschwere Verletzungen auf, jedoch keine schweren (im Vergleichskollektiv Radfahrer 5% MAIS 3-6). Verletzungen betrafen am häufigsten den Schädel. Die festgestellten Helmbeschädigungen legen eine erhebliche Krafteinwirkung auf den Kopf nahe. Ebenso wie bei Fahrradfahrern erscheint daher bei Nutzern von E-Bikes und Pedelecs die Nutzung von Helmen vordringlich zur Verhütung schwererer Unfallfolgen.