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Operative Versorgungstechniken bei Kindern unter 12 Jahren mit instabilen Beckenverletzungen. Eine Zwei-Center Studie
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Published: | October 5, 2015 |
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Fragestellung: Beckenfrakturen im Kindesalter sind selten. Gerade die Verletzung des jüngeren Kindes mit offenen Wachstumsfugen stellt eine Herausforderung bezüglich der Therapieentscheidung, operativ versus konservativ, sowie in der Wahl der operativen Technik dar. Speziell für diese Altersgruppe standardisierte Verfahren existieren nicht. Wir haben im Rahmen einer Fallserie an zwei Zentren operativ behandelte Beckenfrakturen bei Kindern unter 12 Jahren retrospektiv ausgewertet.
Methodik: Die retrospektive Studie beinhaltet die Analyse von Kindern mit Beckenfrakturen bis einschließlich 11Jahren, an zwei Level One Trauma Zentren in den USA und Deutschland. An Zentrum 1 wurden zwischen 2002-2011 insgesamt 33 Kinder, 16 (49%) Mädchen und 17 (52%) Jungen, mit einem durchschnittlichen Alter von 7 Jahren (2-11) behandelt. Frakturen waren 10 A2, 1 B1, 19 B2 und 3 B3 Frakturen nach AO-Klassifikation. 4 (12%) Kinder wurden operativ behandelt, 29 (89%) konservativ. An Zentrum 2 wurden zwischen 1999-2013 insgesamt 8 Kinder, 2 (25%) Mädchen und 6 (75%) Jungen, mit einem Durchschnittsalter von 8 Jahren (2-11) behandelt. Frakturen waren 3 A2, 2 B2, 2 C1 und 1 C2 Verletzung nach AO-Klassifikation. 3 (38%) wurden operativ behandelt, 5 (63%) konservativ.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: An Zentrum 1 erfolgte im Falle der operativ behandelten Frakturen bei B2 Verletzungen die Versorgung mittels Fixateur externe, einmalig isoliert; einmalig in Kombination mit einer perkutanen SI-Schraube linksseitig. Die B3 Frakturen wurden einmal mittels offener Reposition und Symphysenplatte, einmal mittels offener Reposition und SI-Schraube linksseitig versorgt. An Zentrum 2 erfolgte im Falle der operativ behandelten Frakturen einmalig bei einer B2 Verletzung die Anlage eines supraacetabulären Beckenfixateurs mit 11 wöchiger Tragedauer und zwischenzeitlicher Stabilitätskontrolle nach 4 Wochen. Eine C1 Verletzung wurde mittels offener Reposition und Debridement des SI-Gelenkes und Schraubenosteosynthese versorgt. Ferner wurde eine C2 Verletzung ebenfalls mittels supraacetabulärem Beckenfixateurs ausbehandelt. Bei Patienten mit klinisch nicht eindeutigem Befund erfolgte die Stabilitätstestung unter Bildwandler in Operationsbereitschaft. Eine C1 Verletzung bei einem 2 jährigen Kind wurde mittels 3 wöchiger Bettruhe und achsgerechter Lagerung behandelt.
Bei instabilen Beckenverletzungen im Kindesalter stellt die alleinige Versorgung mittels Fixateur externe, ggf. in Kombination mit einer perkutanen SI-Schraube, eine Option mit gutem Ergebnis dar. Bei subluxierten SI-Gelenken ist jedoch teilweise die offene Reposition und Fixation notwendig, sofern sich eine geschlossene Reposition nicht erzielen lässt. Ein Großteil der Verletzungen weißen klinische Stabilität auf, wodurch die konservative Therapie stattfinden kann, im Zweifel sollte die Stabilitätstestung unter dem Bildwandler erfolgen. Bei sehr jungen Kindern kann in Einzelfällen auch die alleinig konservative Therapie in Betracht gezogen werden.