gms | German Medical Science

German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Versorgungsrealität des schwerstverletzten Kindes an einem Überregionalen TraumaZentrum

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Elena Wellenhöfer - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Franz Hilber - Klinik und Poliklinik für Unfallchirugie, Regensburg, Germany
  • Flavia Ackermann - Klinik und Poliklinik für Unfallchirugie, Regensburg, Germany
  • Michael Nerlich - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Antonio Ernstberger - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI30-557

doi: 10.3205/15dkou168, urn:nbn:de:0183-15dkou1689

Published: October 5, 2015

© 2015 Wellenhöfer et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Fragestellung: Das schwerstverletzte Kind ist selten. Die Erstversorgung erfolgt nach fachlich gängigen Algorithmen, doch das Kind ist eigentlich kein kleiner Erwachsener. Wie ist die Versorgungsrealität des kindlichen Traumas im Vergleich zum Erwachsenen an einem Überregionalen TraumaZentrum (ÜTZ)?

Methodik: Eingeschlossen wurden Pat. nach den Kriterien des TraumaRegisters (TR), die vom 01.09.2007 bis zum 31.12.2013 im Schockraum (SR) eines ÜTZ therapiert wurden. Ausgeschlossen wurden sekundäre Zu- und Weiterverlegungen. Die Pat. wurden in Erwachsene (E ≥ 18 J.) und Kinder (K < 18 J.), sowie in "Polytrauma" [POLY (ISS ≥ 16)] und "Nicht-Polytrauma [NP (ISS<16)] unterteilt. Zur Auswertung standen die Variablen des TR und eigene Variablen zur Verfügung.

Ergebnisse: 755 Patienten wurden eingeschlossen [630 E und 125 K (0-5 J. n=19, 6-9 J. n=27, 10-13 J. n=23, 14-17 J. n=56)]. 419 (66,5%) aus E und 66 (52,8%) aus K zeigten einen ISS ≥ 16 (p=0,004). Ca. 70% aus E und K waren männlich, bei der Subgruppe der 0-5 jährigen zeigte sich ein äquivalentes Geschlechterverhältnis (52,6% männlich). In der Präklinik wurden 64% aus E und 68% aus K luftgebunden transportiert (p=0,411). Präklinisch intubiert wurden in E-POLY 63,2%, in K-POLY 86,4% (p<0,001). Unterschiede bei den präklinischen Maßnahmen (u.a. Immob., Vitalparameter) fanden sich zwischen K-NP und E-NP für RR-Messung und EKG (p<0,05). Die präklinische Zeit ist ähnlich für E (82min. +/-28) und K (77min. +/-25, p=0,125) und E-POLY und K-POLY (je 82min. +/-25). Eine kürzere präklinische Zeit fand sich bei K-NP (70 min. +/-25) vs. E-NP (82min. +/-29, p=0,018). Eine CT erhielten 96,2% von E-NP, 69,5% der Gruppe K-NP (p<0,001), bei ähnlicher CT-Rate für E-POLY (93,6%) und K-POLY (89,4%, p=0,304). Die Intubationsraten im SR waren vergleichbar. Bei den weiteren Maßnahmen (u.a. Arterien-, ZVK-, TD-Anlage) zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen den Subgruppen K/E-POLY/NP.

Die Schockraumzeit für die Gruppen K und E sowie K/E -POLY/NP zeigte trendhaft kürzere Zeiten (5min.) für K ohne Signifikanz. Bezüglich Intubations-, Intensiv-, und KH-Aufenthaltsdauer zeigten sich kürzere Zeiten für K vs. E (p<0,041), welche in den Subgruppen K/E -POLY/NP nur für die Gesamtliegedauer Signifikanz aufwies (p<0,025). Bezüglich der Letalität (K-NP 0%, E-NP 1,4%; K-POLY 25,8%, E-POLY 18,4%) zeigte sich kein signifikanter Unterschied. Die SMR bezüglich RISC II betrug für K-NP 0 und für E-NP 0,74, für K-POLY 0,91 und für E-POLY 0,77.

Schlussfolgerung: Bei der NP Gruppe konnten Unterschiede i.S. von weniger präklin. techn. Überwachung und weniger CT für K gefunden werden. K-POLY wurden eher intubiert als E-POLY, zeigten aber eine kürzere Gesamtliegedauer.

Die SMR <1 mit RISC II lässt die Annahme zu, dass Leitlinien und Algorithmen greifen und die Versorgung des polytraumatisierten Kindes der des Erwachsenen nicht nachsteht. Der Unterschied der SMR K/E-POLY sollte aber dennoch Grund für weitere Untersuchungen sein.