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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Abnahme der präklinischen Volumengabe im Zeitraum 2002-2012 – eine Auswertung aus dem TR-DGU

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Arne Driessen - Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Sporttraumatologie, IFOM - Institut für Forschung in der operativen Medizin, Kliniken Stadt Köln, Universität Witten/Herdecke,, Köln, Germany
  • Matthias Fröhlich - Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Sporttraumatologie, IFOM - Institut für Forschung in der operativen Medizin, Kliniken Stadt Köln, Universität Witten/Herdecke,, Köln, Germany
  • Nadine Schäfer - IFOM - Institut für Forschung in der operativen Medizin, Universität Witten/Herdecke,, Köln, Germany
  • Ewa Stürmer - IFOM - Institut für Forschung in der operativen Medizin, Universität Witten/Herdecke,, Köln, Germany
  • Bertil Bouillon - Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Sporttraumatologie, Kliniken Stadt Köln, Universität Witten/Herdecke,, Köln, Germany
  • Rolf Lefering - IFOM - Institut für Forschung in der operativen Medizin, Universität Witten/Herdecke,, Köln, Germany
  • Marc Maegele - Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Sporttraumatologie, IFOM - Institut für Forschung in der operativen Medizin, Kliniken Stadt Köln, Universität Witten/Herdecke,, Köln, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI28-418

doi: 10.3205/15dkou155, urn:nbn:de:0183-15dkou1556

Published: October 5, 2015

© 2015 Driessen et al.
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Text

Fragestellung: Die frühe posttraumatische Gerinnungsstörung ist häufig und trägt maßgeblich zur frühen posttraumatischen Mortalität bei. Sie wird bereits zum Zeitpunkt der Schockraumaufnahme als eigenständige Entität angesehen. Neben endogenen Triggern (Gewebetrauma, Inflammation und Endotheldysfunktion) können exogene/iatrogene Faktoren, wie z.B. die unkritische Volumenzufuhr sowie eine Azidose und Hypothermie ("Circulus vitiosus"), die Störung der Blutgerinnung massiv verstärken.

In der vorliegenden Untersuchung soll klären, ob die zunehmende Sensibilisierung zu einer geringeren präklinischen Volumensubstitution mit Vollelektrolytlösungen und Kolloiden im Verlauf der vergangenen 11 Jahre (2002-2012) geführt hat und hierdurch Schwerstverletzte mit einer stabileren Gerinnungssituation die Versorgungsklinik erreicht haben. Weiter wurde untersucht, ob diese Patienten im Rahmen der weiteren Versorgung zu einem geringen Ausmaß den potentiell schädlichen Wirkungen von Blutprodukten, beispielsweise im Rahmen von Massentransfusionen, exponiert waren.

Methodik: Von den bis 2012 in die Datenbank des TR-DGU eingepflegten Datensätzen von 100489 Patienten entsprachen insgesamt 24,597 (24,48%) den Einschlusskriterien: ISS > 16, Alter > 16, primäre Aufnahme, Behandlung durch Notarzt und vollstände Dokumentation der Volumengabe. Die statistische Analyse erfolgte mittels vergleichender deskriptiver Statistik und logistischer Regressionsanalyse mit IBM SPSS.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Zeitraum 2002 bis 2012 bekamen durchschnittlich 91,8% der eingeschlossenen Patienten präklinisch Volumen wobei der Prozentsatz an Patienten die kristalloide Infusionslösungen bekamen über 11 Jahre (97,9%) gleich hoch blieb, der Anteil an kolloidalen und hyperonkotischen Lösungen sich um zwei Drittel reduzierten.

Die präklinische Volumengabe sank von durchschnittlich 1602 ml 2002 auf 944,61ml 2012 bei kreislaufstabilen Patienten sowie von 2191,62ml auf 1410,15ml bei Patienten im Schock (-72ml/Jahr, 780ml für 11 Jahre insgesamt).

Gleichzeitig stieg die präklinische Katecholamingabe von 9,4% auf 13,3% im selben Zeitraum, während in der Notaufnahme die Katecholamingabe bei 30% konstant blieb.

Bei gleichbleibender Verletzungsschwere (ISS 29, range 28,3 - 29,6) nahm präklinisch die Anzahl der Patienten mit Schock ab (BP < 90mmHg), die Anzahl an Patienten mit Schock in der Notaufnahme bleibt bei durchschnittlich 15,4% relativ konstant.

Insgesamt nimmt die Anzahl an verabreichten EK's (-0,21/Jahr, -1 EK in 5 Jahren) als auch die Anzahl an Massivtransfusionen ( >10 EK's) ab (13,4% auf 5,2%) deutlich ab. Hb und Quick stiegen über den gesamten Beobachtungzeitraum.

Schlussfolgerung: Bei einer gleichbleibenden Verletzungsschwere nahm die präklinische Volumengabe ab. Die jeweilige Kreislaufinstablität wurde durch vermehrte Katecholamingaben ausgeglichen. Aufgrund einer stabilisierten Gerinnungssituation wurden weniger EK's verabreicht, wodurch Patienten weniger hierdurch verursachten Komorbiditäten ausgesetzt waren.