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Patella-in-Place-Balancing Technik für die Knieprothetik: klinische Erfahrungen von über 3000 Patienten aus 2 Zentren
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Published: | October 5, 2015 |
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Fragestellung: Die Methode des Gap-Balancing ist für die Einstellung der Femurkomponentenrotation und Beugespaltstabilität in der Primärendoprothetik des Kniegelenkes ein etabliertes und häufig angewendetes Verfahren. Allerdings ist es durch die in der Regel evertierte oder luxierte Patella und durchgeführte Weichteilreleases ungenau und fehleranfällig. Als Alternativtechnik wurde 2007 ein Patella-in-Place-Balancer entwickelt, der eine Einstellung der Femurrotation bei reponierter Patella erlaubt. Die operative Technik verfolgt ebenso das Konzept der "No-Tissue-Releases". Hierdurch soll eine physiologischere Kniekinematik und Stabilität nach Knieprothesenimplantation erreicht werden. Die vorliegende Arbeit beschreibt retrospektiv die Erfahrungen mit über 3000 versorgten Patienten aus der Entwicklerklinik, sowie prospektiv das frühfunktionelle Patientenoutcome der ersten 50 Patienten nach Adaptation des Verfahrens in einem zweiten Center.
Methodik: Die operative Technik ist eingebettet in ein standardisiertes perioperatives Konzept mit Patientenedukation, Minimalinvasivem Sub-vastus-Zugang, lokaler Schmerzinfiltration und Frühmobilisierung der Patienten. Intraoperativ erfolgt zunächst die Resektion der Tibia und das Aufbringen einer Basisplatte. Anschließend werden 2 transkondylär verlaufende Pins in sagitaler Richtung in die Femurkondylen eingedreht. Nach erfolgter Reposition des Streckapparates in die anatomische Position kann durch sukzessives Eindrehen der Pins der Felxionsspalt aufgespannt werden. An diesem Status erfolgt dann die Ausrichtung der femoralen Schnitte, parallel zur Tibia. Es wird dabei keinerlei Weichteilrelease durchgeführt. Klinische Erfahrungen von über 3000 derart versorgter Patienten werden aus der Entwicklerklinik retrospektiv dargestellt. In einer zweiten Klinik werden in einem prospektiven Setting nach Einführung der Technik die ersten 50 Patienten mit Erhebung des KOOS Scores präoperativ und bis 6 Monate postoperativ nachuntersucht.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Technik des PIPB war für alle primären und sekundären Gonarthrosen bei erhaltenen Bandapparat anwendbar. Die ermittelte Revisionsrate bei 3000 Patienten lag bei 1,21% (12x aseptische Lockerung, 9x Infektion, 8x Flexionsdefizit, 4x Instabilität, 3x Patellaluxation, 1xHämarthros). In einer prospektiven Betrachtung aller Patienten aus 2012 (n=309) berichteten 2% der Patienten von einem unbefriedigenden Ergebnis 1 Jahr postoperativ. In der prospektiven Betrachtung der ersten 50 Patienten im 2. Center kann nach 6 Monaten eine signifikante Steigerung im KOOS Score (alle Bereiche) dokumentiert werden (29,3 auf 63,5 Punkte, p<0.05), was im Vergleich zu anderen Techniken ein gutes Outcome beschreibt.
Der Patella-in-Place-Balancer überwindet die wesentliche Limitation der Gap-Balancing Technik hinsichtlich ihrer Ungenauigkeit durch den luxierten Streckapparat. Nach absolvierter Lernkurve erscheint die Technik sicher und reproduzierbar. Die vorläufigen Daten zeigen vielversprechende Ergebnisse.