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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Glenohumeraler Kompensationsmechanismus zur Sicherung der isometrischen Kraftentwicklung und Rotationsbeweglichkeit in der Wurfarmschulter unter Belastung im Handball – ein klinisches Erklärungsmodell

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Georg Fieseler - Zentrum für Orthopädische Chirurgie (ZOC), Hann. Münden, Germany
  • Philipp Jungermann - Chirurgische Klinik KH Münden, Hann. Münden, Germany
  • Alexander Koke - Zentrum für Orthopädische Chirurgie (ZOC), Hann. Münden, Germany
  • David Fischer - DOUW/MLU Halle-Wittenberg, Halle, Germany
  • Lars Irlenbusch - DOUW/MLU Halle-Wittenberg, Halle, Germany
  • Stefan Delank - Department für Orthopädie, MLU Halle-Wittenberg, Halle, Germany
  • René Schwesig - Department für Orthopädie, MLU Halle-Wittenberg, Halle, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI14-299

doi: 10.3205/15dkou046, urn:nbn:de:0183-15dkou0466

Published: October 5, 2015

© 2015 Fieseler et al.
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Fragestellung: Zur isometrischen Kraftentwicklung und Rotations-beweglichkeit (RB) in der Saisonvorbereitungsphase sowie im Saisonverlauf am Schultergelenk des professionellen Handballers liegen nur wenige Daten vor. Anpassungs- oder Kompensationsmechanismen am Glenohumeralgelenk zur Sicherung der Performance sind wahrscheinlich, aber nicht bekannt.

Methodik: Bei 27 professionellen Handballern (3. Liga) wurde in einer Longitudinal-Untersuchung mittels Dynamometer und Goniometer in Außen- (ARO) und Innenrotationsbewegung (IRO) die isometrische Kraft und Beweglichkeit der Wurf- und Nichtwurfschulter (WA, NWA) untersucht. Messzeitpunkte (MZP): vor Beginn (MZP 1) und am Ende der Saisonvorbereitung (MZP 2, 6. Woche), nach Abschluss der Hinserie (MZP 3, 22. Woche) sowie am Ende der gesamten Spielsaison (MZP 4, 40. Woche).

Die statistische Datenanalyse erfolgte mit dem Programm SPSS für Windows 22.0 (SPSS Inc., Chicago, IL, USA). Die Mittelwertunterschiede wurden einer zweifaktoriellen (Zeit, Wurfarm), univarianten Varianzanalyse unterzogen. Das Signifikanzniveau betrug p< 0,05, 2 >0,10, d>0,30.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Über den gesamten Beobachtungszeitraum (MZP 1 vs. MZP 4) veränderte sich am WA die Kraft in IRO und ARO nicht signifikant. Seitens der Beweglichkeit verringerte sich am WA die IRO (41 ± 11° vs. 35 ± 9,3°) und die ROM (143 ± 12,2° vs. 137 ± 10,2°), am NWA lediglich die IRO (51 ± 9,4° vs. 48 ± 10,3°) signifikant. Von MZP 1 zu MZP 2 verringerten sich an beiden Schultergelenken und in beiden Bewegungsrichtungen die Kraftwerte signifikant. Während sich die Parameter von MZP 2 zu MZP 3 am WA und NWA nur in der ARO signifikant erhöhten, waren in der IRO keine Effekte zu beobachten.

Das GIRD veränderte sich vom MZP 2 zum MZP 3 (-8 ± 12 vs. -15,0 ± 10°) signifikant (d=-0,55). Das ERG (5 ± 10 vs. 10 ± 8°) erhöhte sich signifikant (d=0,53) im gleichen Zeitraum gegenläufig zum GIRD.

In der sequentiellen Betrachtung der Beweglichkeit und Kraft waren vor allem am WA innerhalb des Untersuchungszeitraums signifikante Einflüsse der Spielsportbelastung zu erkennen. Die Sicherstellung maximal möglicher Kraftwerte an einem Wurfarm zur Ausübung der sportartspezifischen Performance bei gleichzeitig verändernder Rotationsbewegllichkeit macht konsekutive Anpassungsvorgänge der betreffenden Gelenkstrukturen sehr wahrscheinlich. Eine mögliche Erklärung für die Rotationsveränderungen und die reaktiven Adaptionen der Weichteilstrukturen ist die Veränderung des humeralen Drehzentrums auf der glenoidalen Gelenkfläche nach posterosuperior (Burkhardt et al. 2003).