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Optimierung des Medikationsprozesses an einem universitären Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie durch Stationsapotheker
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Published: | October 13, 2014 |
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Fragestellung: Seit Mitte 2012 finden in unserem universitären Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie täglich Kurvenvisiten durch Stationsapotheker statt. Neben pharmakoökonomischen werden v.a. patientenrelevante Medikationsprozesse evaluiert. Veränderungen der Medikation, die in einer Optimierung der Arzneimitteltherapie resultieren, werden als Pharmazeutische Interventionen (PI) zusammengefasst.
Es soll dargestellt werden, inwieweit durch den Einsatz eines Stationsapothekers arzneimittelbezogene Probleme vermieden und dadurch die Arzneimitteltherapiesicherheit optimiert werden kann. Desweiteren wird der Frage nachgegangen, ob pharmazeutische Kurvenvisiten zur Arzneimittelkostenreduktion beitragen.
Methodik: PI eines Stationsapothekers auf zwei orthopädisch-unfallchirurgischen Stationen wurden in einer online-Datenbank (ADKA-DokuPIK) dokumentiert und nach folgenden Kategorien klassifiziert: Grund der PI, Empfehlung des Stationsapothekers, Umsetzung, ATC-Code des Arzneimittels und Bewertung des möglichen Medikationsfehler nach NCC-MERP.
Für das komplette Jahr 2013 wurden die PI deskriptiv ausgewertet. Zusätzlich wurden ein Jahr nach Einführung des Stationsapothekers die direkten Arzneimittelkosten (exkl. Blutprodukte) dem Vorjahr gegenübergestellt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Jahr 2013 wurden 1632 Interventionen dokumentiert (8,4 PI pro Tag). Die vorgeschlagenen Empfehlungen des Stationsapothekers wurden in 93% der PI durch die Klinikärzte umgesetzt.
Am häufigsten wurde in der Arzneimittelgruppe der Analgetika (ATC M01+N02; n=277), der Antibiotika (ATC J01+J04; n=226) und der Antithrombotischen Mittel (ATC B01; n=246) interveniert. Während bei den Analgetika und Antibiotika das betreffende Arzneimittel abgesetzt werden konnte (18% bzw. 19%), bestand bei den antithrombotischen Mittel in 29% der PI die Indikation zum Therapiebeginn. Eine Umstellung der antibiotischen Therapie nach mikrobiologischem Befund erfolgte auf Empfehlung des Stationsapothekers bei 27 Patienten.
Durch die klinisch-pharmazeutische Beratung vor Ort konnte die Mehrzahl der Medikationsfehler korrigiert werden, bevor sie den Patienten erreichten (54%) bzw. bevor der Patient einen Schaden erlitt (43%). Lediglich 0,1% der stationären Medikationsfehler hatte eine Verlängerung des Krankenhausaufenthaltes zur Folge, überwiegend eine inadäquate antibiotische Therapie betreffend.
Bei vergleichbaren Fallzahlen konnten im ersten Jahr des Einsatzes eines Stationsapothekers die direkten Arzneimittelkosten um 34,6% reduziert werden. Adjustiert pro Behandlungstag ergab sich eine Kostenreduktion um 28,8%. Dieser Einsparung müssen jedoch die zusätzlichen Personalkosten gegenübergestellt werden.
Als Bestandteil des interdisziplinären Teams verbessern Stationsapotheker die Arzneimitteltherapiesicherheit. Sie beraten Klinikärzte und Pflegepersonal bei der Optimierung der Medikation und tragen somit zu einer Qualitätssteigerung des Medikationsprozesses bei. Desweiteren leisten sie einen wesentlichen Beitrag zu einer wirtschaftlichen Pharmakotherapie.