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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Einfluss der notfallmäßigen externen Beckenstabilisierung bei komplexen Beckenfrakturen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Emrah Esmer - Universitätsklinikum Halle, Orthopädie, Halle, Germany
  • Sven Freche - Universitätsklinikum Halle (Saale), Department für Orthop., Unfall- u. Wiederherstellungschir., Halle/Saale, Germany
  • Volker Brinkmann - Universitätsklinikum Halle (Saale), Department für Orthop., Unfall- u. Wiederherstellungschir., Halle/Saale, Germany
  • Florian Radetzki - Klinik für Orthopädie und Physikalische Medizin, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Germany
  • Holger Siekmann - Universitätsklinikum Halle (Saale), Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocPO26-166

doi: 10.3205/14dkou800, urn:nbn:de:0183-14dkou8008

Published: October 13, 2014

© 2014 Esmer et al.
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Fragestellung: Beckenfrakturen sind mit einer Häufigkeit von 2% bis 8% aller Frakturen eher seltene Verletzungen. Dennoch erleiden über 25% aller polytraumatisierten Patienten in 95% der Fälle im Rahmen einer stumpfen Gewalteinwirkung eine Beckenverletzung, die per se lebensbedrohlich sein kann. Die Mortalitätsrate komplexer Beckenverletzungen liegt dabei über 31%. Dafür wird vor allem der hämorrhagische Schock als führende Todesursache bei relevanten Verletzungen des Beckenrings verantwortlich gemacht.

Das zentrale Prinzip der Notfallmaßnahme bei instabilen Beckenfrakturen mit Kreislaufinstabilität ist die Volumentherapie mit Kompression der Blutungsquelle selbst durch externe Beckenfixation. Dadurch kann das Becken stabilisiert, das intrapelvine Volumen verkleinert und die Blutung verringert werden.

Es gibt viele Arbeiten, die sich mit der hämodynamischen Wirkung der externen Beckenstabilisierung zur Kreislaufstabilisierung im Schockraum befasst haben. Die meisten Arbeiten legen jedoch nur sehr kleine Fallzahlen vor und sind nur schwierig zu vergleichen, da sie unterschiedliche Parameter untersuchen. Ziel der vorliegenden Auswertung ist, an einer größeren Fallzahl den Einfluss der externen Beckenstabilisierung bei hämodynamisch instabilen komplexen Beckenfrakturen auf die Letalität und das Outcome zu untersuchen.

Methodik: In der vorliegenden Studie wurden anhand des TraumaRegister DGU Daten über den Zeitraum von 2002 bis einschließlich 2011 retrospektiv ausgewertet. Es wurden nur diejenigen Patienten betrachtet, die eine relevante Beckenverletzung mit einer Verletzungsschwere von AIS 4 oder 5 erlitten und bei denen in der präklinischen Phase eine Kreislaufinstabilität (systolischer Blutdruck < 100 mm/Hg) bestand. Um auszuwerten, welchen Einfluss die externe Beckenkompression auf die Prognose der Patienten mit komplexen Beckenringfrakturen nimmt, wurden nur Patienten mit isolierten schweren Beckenverletzungen berücksichtigt und die Patienten mit und ohne externe Beckenstabilsierung miteinander verglichen. Durch die Einschlusskriterien konnte eine Zielgruppe von 104 Patienten definiert werden.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Männer erlitten häufiger eine isolierte komplexe Beckenverletzung als Frauen. Die Geschlechtsverteilung lag bei ca. 3:1. Alle Patienten wurden im Durchschnitt innerhalb von 68 min in ein Krankenhaus verlegt. Die durchschnittliche Gesamtverletzungsschwere gemäß ISS lag bei 20 Punkten. Unter den untersuchten Patienten erlagen 27% ihren Verletzungen. Dabei lag die Letalität in den ersten 6 Std. nach Aufnahme bei 78%. Eine externe Beckenstabilisierung wurde bei 45% der Patienten angelegt.In der Gruppe der Patienten mit externer Beckenstabilisierung verstarben 19,1%. Dagegen lag die Sterblichkeit in der Gruppe der Patienten ohne externe Beckenstabilisierung bei 33,3%.

Die externe Beckenstabilisierung ist ein wesentliches Instrument zur Initialbehandlung der hämodynamisch instabilen Beckenfraktur und zeigt eine positive Wirkung auf die Letalität der Verletzten.