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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Typische und atypische atypische Femurfrakturen

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Stipe Krajinovic - Universitätsspital Basel, Traumatologie, Basel, Switzerland
  • Sonja Cronenberg - Universitätsspital Basel, Traumatologie, Basel, Switzerland
  • Norbert Suhm - Universitätsspital Basel, Traumatologie, Basel, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocPO20-1571

doi: 10.3205/14dkou718, urn:nbn:de:0183-14dkou7189

Published: October 13, 2014

© 2014 Krajinovic et al.
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Fragestellung: Mit Fallserien und Einzeldarstellungen wird seit 2005 auf das Muster von sog. atypischen Femurfrakturen hingewiesen. Diese sollen mit der Langzeiteinnahme von Bisphosphonaten assoziiert sein. Aufgrund dieser Berichte publizierte die ASBMR (American Society for Bone and Mineral Research) Kriterien die unbedingt erfüllt sein müssen, um eine Fraktur als atypisch zu werten. Werden bei strikter Anwendung dieser Kriterien wirklich alle atypischen Femurfrakturen als solche erkannt?

Methodik: Wir zeigen zwei Fälle, bei denen viel für das Vorliegen einer atypischen Fraktur spricht, die jedoch wegen der ASBMR-Kriterien nicht als solche akzeptiert würden.

Patientin A.A (1930) erlitt seit 2003 5 Frakturen bei geringem Unfallereignis. Bei densitometrischen Befund einer Osteopenie (DEXA 2010: Femur li T=-1.2, LWS T=-2.3) wurde eine osteoporosespezifische Therapie implementiert, u.a. mit Alendronat. 2008 erleidet die Patientin beim Sturz aus dem Stand eine periprothetische Fraktur Vancouver Typ C, die radiologisch alle Major-Kriterien der ASBMR erfüllt. Weil jedoch periprothetische Frakturen von der ASBMR Klassifikation ausgeschlossen sind, wird der präsentierte Fall nicht als atypische Femurfraktur gewertet.

Patientin B.B (1976) verfehlt bei Anorexie den Aufbau ihrer Peak Bone Mass. Im Rahmen einer osteologischen Abklärung wird trotz des jugendlichen Alters wohl aufgrund des tiefen T-Score (DEXA 2010: LWS T=-2.9) die Diagnose 'Osteoporose' gestellt und mit einer antiresorptiven Therapie begonnen. Nach Sistieren derselben erleidet die Patientin eine pertrochantäre Femurfraktur mit subtrochantärem Ausläufer beim Hinsetzen aufs Sofa. Bei Verdacht auf Vorliegen einer atypischen Fraktur und bei Schmerzen auch im kontralat. Femur wird eine MRI des Oberschenkel rechts durchgeführt. Diese zeigt Stressreaktionen im Bereich der Kortikalis. Somit sind die Major Kriterien – minimales Trauma, medialer Spike, keine Trümmersituation – sowie das Minorkriterium der bilat. Veränderung und der Medikation (Ibandronat) erfüllt. Wegen des schrägen Frakturverlaufs und wegen des pertrochantären Ausläufers wird diese Fraktur trotzdem nicht als atypisch gewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Durch die strikte Umschreibung der anatomischen Region und durch Ausschliessen von periprothetischen Frakturen mit den ASBMR Kritereien werden typisch atypische Femurfrakturen eindeutig beschrieben. Allerdings werden dadurch solche Fälle von Frakturen ausgegrenzt, die sehr verdächtig auf das Vorliegen einer atypischen Fraktur sind. Das korrekte Erkennen aller Fälle wäre jedoch wichtig, weil beim Vorliegen einer atypischen Femurfraktur neben der operativen Stabilisierung obligat eine angepasste medikamentöse Begleitbehandlung erfolgen soll. Auch ist eine korrekte Erfassung aller Fälle erforderlich, um das Kosten-Nutzen-Risiko bei der Osteoporosetherapie korrekt einzuschätzen. Vielleicht würde die Zusatzkategorie der atypischen atypischen Femurfraktur dabei helfen, diese Fälle zu erkennen.