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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Hüftgelenkersatz bei professionellen Tänzern. Ist die Berufstätigkeit weiterhin möglich?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Martin Ihle - Parkklinik Weissensee, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocPO19-475

doi: 10.3205/14dkou697, urn:nbn:de:0183-14dkou6972

Published: October 13, 2014

© 2014 Ihle.
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Fragestellung: Die Besonderheiten von Hüftleiden bei Tänzern und die Möglichkeiten der Behandlung bis hin zur operativen Versorgung sind vielfältig und verdienen besondere Aufmerksamkeit. Insbesondere der Hüftgelenkersatz zeigt sehr gute Langzeitergebnisse und eine hohe Patientenzufriedenheit. Eine kontinuierliche Entwicklung von Material und Methoden soll auch erhöhten Ansprüchen an Beweglichkeit und Haltbarkeit entgegenkommen.

Welche anatomischen Prädispositionen müssen beim Tänzer berücksichtigt werden und welchen Einfluss hat die berufliche physische Belastung auf Pathogenese sowie Rehabilitation? Insbesondere stellt sich die Frage nach dem optimalen Timing der Intervention und einer erfolgversprechenden Versorgungsstrategie hinsichtlich Implantationsphilosophie und Rehabilitation. Kann letztendlich eine Rückkehr in den tänzerischen Beruf gewährleistet werden?

Methodik: Seit 2010 wurde über tanzspezifische Internetportale und persönliche Kontakte eine Rekrutierung von Tänzern nach Hüftgelenkersatz oder in der Entscheidungsphase dazu deutschlandweit durchgeführt. Den Teilnehmenden wurde ein entsprechender Fragebogen zu objektiven und subjektiven Faktoren vorgelegt, es wurde eine klinische Untersuchung durchgeführt und die prä- und postoperativen Röntgenbilder ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Seit 2010 konnten 34 betroffene Tänzer identifiziert werden. Die Implantationsdaten lagen zwischen 1993 und 2013, zum Zeitpunkt der Implantation war der jüngste Teilnehmer 33 Jahre alt, der älteste 65.

Die Hüftschmerzen bestanden im Mittel 4,2 Jahre präoperativ. 10 Teilnehmer (29%) hatten eine sekundäre Coxarthrose auf der Grundlage einer Hüftdysplasie. In 28 Fällen wurden zementfreie Implantatkombinationen verwendet. 21 davon mit Keramikkopf, 7 mit Metallkopf, 24 mit PE Inlay und 4 mit Keramikinlay. In 4 Fällen wurde ein Oberflächenersatz eingesetzt und zweimal eine zementierte Komponentenpaarung.

Die postoperative Beweglichkeit im Hüftgelenk war in allen Fällen deutlich gebessert, ebenso die subjektive Zufriedenheit hinsichtlich der Schmerzen.

Fast alle waren nach dem Eingriff wieder voll arbeitsfähig im Tanzberuf. 5 davon als aktive Bühnentänzer und 15 als Tanzpädagogen und Choreographen. 8 gingen in Altersrente, waren aber weiterhin tanzfähig im Amateurbereich. Weitere 6 Tänzer wählten den Zeitpunkt der Operation als Ende der aktiven Bühnenkarriere und machten eine Umschulung zum Tanzpädagogen.

Die Tänzer zeigten überdurchschnittliche präoperative Ausgangsbedingungen hinsichtlich Kraft, Beweglichkeit und Koordination. Dementsprechend hoch waren allerdings auch die Erwartungen an das Operationsergebnis. Zusammenfassend wurden die hohen Erwartungen der Tänzer bisher von allen Implantaten erfüllt.

In der Nachbehandlung erwiesen sich konventionelle Rehabilitationsverfahren als unzureichend. Häufig kamen zusätzlich in Eigeninitiative organisierte Methoden zum Einsatz. Hier könnte eine Unterstützung durch ein Netzwerk zur Vermittlung tanzspezifischer Rehabilitationseinrichtungen helfen.