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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Das akute Carpaltunnelsyndrom – Mögliche Komplikation nach Marcumardauertherapie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Andre Sander - Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinik Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Marcel Dudda - Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinik Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Thomas A. Schildhauer - Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinik Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Dominik Seybold - Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinik Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocPO15-1408

doi: 10.3205/14dkou647, urn:nbn:de:0183-14dkou6470

Published: October 13, 2014

© 2014 Sander et al.
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Fragestellung: Das Carpaltunnelsyndrom ist eines der häufigsten peripheren Nervenkompressionsyndrome (Szabo et al 1992; von Schroeder et al 1996). Durch den Aufbau des Carpaltunnels kommt es zwischen den dorsal gelegenen Handwurzelknochen und dem palmar gelegenen Lig. transversum zu einer Kompression des N. medianus. Erstmals beschrieben 1854 von Paget tritt es vor allem idiopathisch auf. Der Verlauf ist meist chronisch. Aber auch nach handgelenksnahen Frakturen, Infektionen, Verbrennungen oder Injektionen kann es durch eine plötzliche Druckerhöhung zu Problemen kommen. Das akute Carpaltunnelsyndrom ist sehr selten. Wir berichten über das Auftreten eines akuten Kompressionssyndroms des N. medianus nach Einblutung unter Marcumardauertherapie.

Methodik: Wir stellen in dem vorliegenden Case Report eine 88-jährige Patientin vor, die aufgrund eines Vorhofflimmmerns eine Marcumardauermedikation einnahm. Nach einem spontan aufgetretenen Hämatom am Endglied des linken Daumens stellte sich die Patientin zunächst bei ihrem Hausarzt vor. Aufgrund der Marcumardauertherapie mit einem INR von 6 wurde zunächst die orale Antikoagulation pausiert. Am Folgetag kam es dann jedoch zu einer akuten Schmerzprogredienz, so dass die Patientin mit dem RTW in unserer zentralen Notfallaufnahme vorstellig wurde. Hier klagte sie bereits über stärkste Schmerzen im Bereich aller Langfinger (NRS 10/10). Die klinische Untersuchung zeigte eine weiche Schwellung palmarseitig über dem Handgelenk. Klinisch ergab sich kein Anhalt für ein Kompartmentsyndrom der Unterarmlogen. Die Zeichen nach Phalen und Hoffmann Tinel waren positiv. Sonographisch zeigte sich eine deutliches Hämatom im Bereich des Handgelenks. Der INR bei Aufnahme lag bei 5,4.

Ergebnisse: Nach zügiger, adäquater Gerinnungssubstitution durch PPSB wurde die Patientin zeitnah im OP in Larynxmaskennarkose versorgt. Bereits nach dem Hautschnitt über der Sehne des M. flexor carpi radialis zeigte sich eine Kompression des N. medianus, sowie ein vom M. pronator quadratus ausgehendes, gekammertes und bis in die Hohlhand reichendes Hämatom. Nach Ausräumung und Blutstillung konnte die Wunde über eine Redondrainage verschlossen werden.

Bereits unmittelbar postoperativ war die Patientin deutlich beschwerdereduziert. Der gesamte stationäre Verlauf gestaltete sich weiter komplikationslos, so dass die Patientin nach 5 Tagen schmerzfrei und ohne neurologisches Defizit entlassen werden konnte.

Schlussfolgerung: Ein sich akut entwickelndes Carpaltunnelsyndrom stellt eine Rarität dar. Unter einer Therapie mit Marcumar oder anderen oralen Antikoagulantien kann es jedoch durch eine spontane Einblutung zu einem akuten und für den Patienten äußerst schmerzhaften Verlauf kommen, der zu einer dauerhaften Schädigung des N. medianus führen kann (Nkele et al. 1986). Eine notfallmäßige Spaltung des Carpaltunnels sowie die Hämatomentlastung ist nach einer ausreichenden Stabilisierung der Gerinnung zwingend erforderlich um Folgeschäden zu verhindern.