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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Der Low-grade-Infekt in der Pathogenese der Tibiaschaftpseudarthrose

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Simon Hackl - BG Unfallklinik Murnau, Unfallchirurgie, Murnau, Germany
  • Claudio Glowalla - Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Sportorthopädie, München, Germany
  • Alexander Woltmann - BG Unfallklinik Murnau, Unfallchirurgie, Murnau, Germany
  • Volker Bühren - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Chirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie, Murnau, Germany
  • Christian Hierholzer - BG Unfallklinik Murnau, Unfallchirurgie, Murnau, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI29-365

doi: 10.3205/14dkou167, urn:nbn:de:0183-14dkou1676

Published: October 13, 2014

© 2014 Hackl et al.
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Fragestellung: Die Pathogenese der Tibiaschaftpseudarthrose ist multifaktoriell. Neben pathobiologischen und -mechanischen Faktoren können auch lokale Infektionen zur gestörten Knochenbruchheilung führen. Zielsetzung der Arbeit war es den Anteil der lokalen Low-grade-Infekte bei Patienten mit Tibiaschaftpseudarthrosen ohne Hinweis auf einen floriden Infekt und deren Beeinflussung des C-reaktiven Proteins (CRP) zu bestimmen.

Methodik: In einer retrospektiven Studie wurden zwischen 2003 und 2012 alle Patienten mit einer radiologisch gesicherten Tibiaschaftpseudarthrose ohne klinische Hinweise auf einen floriden Infekt, die operativ therapiert wurden, erfasst. Hierzu wurden die intraoperativ gewonnene mikrobiologische Diagnostik (multiple Abstriche sowie 10-tägige Bebrütung von Gewebsproben in Thio-Glykolat-Boullion), die bei stationärer Aufnahme bestimmten CRP-Werte sowie epidemiologische Patientendaten ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von insgesamt 153 Patienten mit einer Tibiaschaftpseudarthrose fand sich bei 118 Patienten (Alter 46,2 ±1,1 Jahre (Mittelwert ±SEM); 34,5% mit initial offener Weichteilverletzung; Zeitpunkt der operativen Revision nach Trauma 1,4 ±0,4 Jahre) kein positiver Keimnachweis. Bei 35 Patienten (Alter 43,2 ±2,7 Jahre; 48,5% mit initial offener Weichteilverletzung; Zeitpunkt der operativen Revision nach Trauma 1,5 ±0,5 Jahre) ergab die mikrobiologische Diagnostik einen intraoperativen Keimnachweis mit grampositiven Keimen in 41 Fällen (u.a. Staphyloccocus epidermidis (35,6%), Staphylococcus capitis (15,6%)) und in 4 Fällen mit gramnegativen Keimen (u.a. Enterobacter cloacae (6,7%) Acinetobacter baumannii (2,2%)). Bei 18 Patienten mit positivem Keimnachweis waren im Anschluss an die erstmalige Pseudarthrosenrevision weitere operative Eingriffe (3,9 ±0,7 Eingriffe) zur Infektberuhigung erforderlich. Darüber hinaus erfolgte bei allen Patienten mit positivem Keimnachweis eine dem Antibiogramm angepasste antibiotische Therapie für 6 Wochen über den zuletzt durchgeführten operativen Eingriff hinaus. Der bei Aufnahme initial erhobene CRP-Wert betrug bei der Gruppe mit positivem Keimnachweis 3,0 ±1,0 mg/dl (Median 0,9 mg/dl) im Vergleich zu 0,6 ±0,1 mg/dl (Median 0,3 mg/dl) (p<0,05) in der Gruppe ohne Keimnachweis. Alle Tibiaschaftpseudarthrosen konnten mit einer der Situation angepassten stabilen Osteosynthese (Marknagel-, Plattenosteosynthese, Fixateur externe) zur Ausheilung gebracht werden.

Die Ursache der Tibiaschaftpseudarthrose kann auch bei zuvor klinisch unauffälligem Verlauf durch einen Low-grade-Infekt bedingt sein. Bei jeder Pseudarthrosenrevision sollten daher vielfache bakterielle Analysen angefertigt werden. Ein möglicher erster Hinweis auf das Vorliegen eines Low-grade-Infekts stellt die Erhöhung des CRP-Wertes dar. Grundvoraussetzung für die Ausheilung der Tibiaschaftpseudarthrose mit Low-grade-Infekt ist die stabile Osteosynthese.