gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Analyse von übersehenen Abdominalverletzungen beim Polytrauma

Meeting Abstract

Search Medline for

  • presenting/speaker Michael Lang - BG Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Volker Bühren - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Chirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie, Murnau, Germany
  • Alexander Woltmann - BG Unfallklinik Murnau, Unfallchirurgie, Murnau, Germany
  • Mario Perl - BG-Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI27-1473

doi: 10.3205/14dkou152, urn:nbn:de:0183-14dkou1522

Published: October 13, 2014

© 2014 Lang et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Fragestellung: Relevante Verletzungen des Abdomens stellen mit etwa 15% eine häufige Verletzungs beim Polytrauma dar. Obwohl nur ein Teil dieser abdominellen Verletzungen operativ versorgt werden muss, bestimmen sie maßgeblich die Behandlung des Unfallverletzten. Vor allem nehmen primär übersehene abdominelle Verletzungen nachhaltig Einfluss auf den klinischen Verlauf. Kenntnisse über ihre Inzidenz und ihr Management sind deshalb von besonderer Bedeutung. Aus diesem Grunde widmete sich nachfolgende retrospektive Datenanalyse dieser Thematik.

Methodik: Es wurden retrospektiv die in der BG-Unfallklink Murnau versorgten Polytraumapatienten von Januar 2009 bis Oktober 2013 im Schockraum (n=2009) als Datengrundlage verwendet. Hiervon ergab sich bei 9,4% (n=188)der Patienten eine Verletzung im Bereich des Abdomens bei gleichzeitig vorliegendem ISS>16. Es wurden die Diagnosen im Bereich des Abdomens, die Begleitverletzungen, die Behandlung (operativ vs. konservativ) sowie die durchgeführten Prozeduren erfasst. Es wurden die Patienten weiter analysiert, die zunächst konservativ behandelt und dann sekundär operiert wurden. Bei diesen Patienten wurde die präoperative CT-Diagnostik erneut gesichtet. Als missed injury für das Abdomen wurden die Diagnosen gewertet, welche erst nach Schockraumbehandlung im klinischen Verlauf festgestellt wurden. Daraufhin wurde eine Fehleranalyse durchgeführt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von den 188 Unfallverletzten mit abdominellen Verletzungen erhielten 107 eine konservative Behandlung, 81 wurden am Abdomen operiert. Bei 95% erfolgte eine CT-Diagnostik. Vier Patienten wurden direkt nach der positiven Sonographie in den OP verbracht. 16% der operativ versorgten Patienten (n=13) wurden zunächst konservativ und erst im weiteren klinischen Verlauf operativ behandelt. Hierbei handelte es sich in drei Fällen um eine zweizeitige Milzruptur, in je einem Fall um eine Nierenruptur bzw. Hämatomausspülung nach Leberruptur. In einem Fall erfolgte eine explorative Laparotomie. Diese Fälle wurden als planmäßig sekundär operativ bewertet, da die Diagnose bereits im Schockraum bekannt war und eine zunächst konservative Therapie eingeleitet wurde. Als missed injuries wurde in 4 Fällen eine Darmperforation, in zwei Fällen ein hämodynamisch relevanter Einriss des Mesenteriums und in einem Fall eine kombinierte Zwerchfell- und Pankreasruptur gewertet. Anhand der Reevaluation der initialen Schockraum-CT Bildgebung wurden zwei Diagnosen als vermeidbar (CT-radiographisches Korrelat positiv), drei Diagnosen als fraglich vermeidbar (CT-radiographisches Korrelat unklar) und drei weitere als unvermeidbar (kein CT-radiographisches Korrelat) eingestuft.

Schlussfolgerung: Missed Abdominal Injuries mit nachfolgender OP-Indikation ergaben sich in 4% aller Polytraumapatienten (ISS>16) mit einem Abdominaltrauma, wobei nach Fallanalyse ein Drittel als unvermeidbar eingestuft wurde. In nahezu allen Fällen handelte es sich um junge, intubiert-beatmete Patienten, welche klinisch nur eingeschränkt beurteilbar waren.