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Bandscheibenvorfall und anteriorer epiduraler Raum – eine anatomische Studie
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Published: | October 23, 2013 |
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Fragestellung: Bandscheibenvorfälle sind eine orthopädisch bedeutsame Entität.Vor allem lumbale Bandscheibenvorfälle neigen zur Sequesterbildung im anterioren epiduralen Raum. Zur Klärung der Frage, ob neben der Kompression der Nervenwurzel auch die Größe des Vorfalls eine Rolle spielt wurde eine anatomische und radiologische Untersuchung zur Topographie, dem Fassungsvermögen des anterioren epiduralen Raums in einer vergleichenden anatomischen und radiologischen Studie durchgeführt,um Rückschlüsse auf den natürlichen Verlauf der Erkrankung zu erhalten.
Methodik: 25 frische lumbale Wirbelsäulenpräparate wurden im Rahmen einer anatomischen Studie und einer CT Messung untersucht.Deformitäten, vorausgegangene Wirbelsäulenoperationen,Frakturen und Erkrankungen wurden ausgeschlossen. Das Alter betrug zwischen 59 und 86 Jahre bei einer Dominanz des männlichen Geschlechts mit 86%. Die CT Messung wurde nach der Larsen Methode durchgeführt. Gemessen wurden die Distanzen zwischen vertebraler dorsaler Fläche und den angrenzenden Bandscheiben sowie die Tiefe des Recessus. Dies erlaubte die Rekonstruktion der sagittalen Fläche. Die Untersuchung wurde für jedes Wirbelsäulensegment getrennt durchgeführt. An jedem Präparat erfolgte anschließend eine direkte Volumenmessung durch eine Polyester Harz Füllung des anterioren Raums. Das Harz wurde flüssig in das rechte und linke Kompartment jedes Wirbelkörpers injiziert und härtete zeitabhängig aus. Leckagen und Herniationen während der Injektion wurden vermieden. Nach Aushärtung wurde das Harz entfernt und nach dem Prinzip der Wasserverdrängung vermessen. Zur Bestimmung der kleinen Volumina wurde ein Dichte Hydrometer mit einer Genauigkeit von 1/10000g verwandt.
Ergebnisse: Die Ergebnisse der Computertomographierekonstruktion zeigten steigende Volumina von cranial nach caudal mit L3 0,57 (+ 0,21) ccm, L4 0,68 (+ 0,20) ccm, L5 0,66 (+ 0,22) ccm und S1 0,76 (+ 0,29) ccm. Einen signifikanten Volumenunterschied fand sich zwischen L3 und den anderen Segmenten. Die Technovit Polyester Harz Volumometrie zeigte ein steigendes Volumen des anterioren epiduralen Raums von cranial nach caudal mit L3 0,23 (+ 0,136)ccm, L4 0,20 (+ 0,12)ccm, L5 0,34 (+ 0,16) ccm und S1 0,33 (+ 0,17)ccm. Der Unterschied zwischen dem Volumen L3 und den Volumina L4 und L5 waren signifiikant (p<0,05). Die mittleren Volumina zwischen den übrigen Segmenten unterschieden sich statistisch nicht signifikant.
Schlussfolgerungen: Erstmalig wurden die Volumina des klinisch bedeutsamen anterioren epiduralen Raumes vermessen. Die morphometrischen anatomischen Ergebnisse erklären schlüssig die klinische Beobachtung, dass selbst große Bandscheibensequester mit imponierendem Befund in der Bildgebung im anterioren epiduralen Raum ohne neurologische Ausfallsymptomatik auftreten können. Diese Ergebnissse erlauben dem Wirbelsäulenchirurgen ein besseres Verständnis des natürlichen Krankheitsverlaufs des Bandscheibenvorfalls und helfen bei der Entscheidung zwischen chirurgischer und konservativer Therapie.