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Nachweis einer MGRSE-Kolonisation eines vancomycin-/ gentamycinhaltigen Spacers nach einer Implantationsdauer von 10 Wochen durch Sonikation bei verzögerter Protheseninfektion
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Published: | October 23, 2013 |
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Fragestellung: Der Einsatz antibiotikahaltiger Spacer beim zweizeitigen Wechsel bei verzögerter Protheseninfektion im prothesenlosen Intervall wird immer noch kontrovers diskutiert. Neben den bekannten Vorteilen des Verfahrens besteht die Gefahr von Resistenzentwicklungen mit konsekutiver Keimbesiedlung des Spacers. Dies ist insbesondere dann zu befürchten, wenn die lokale Antibiotikakonzentration im Zeitverlauf der Spacerimplantation auf ein subtherapeutisches Niveau abfällt.
Die vorliegende Kasuistik präsentiert nach unserem Kenntnisstand erstmalig die durch Sonikation bewiesene Kolonisation eines vancomycin- und gentamycinhaltigen Spacers mit einem methicillin- und gentamycin- resistenten Staphylokokkus epidermidis (MGRSE) 10 Wochen nach Implantation bei verzögerter Protheseninfektion des Kniegelenkes.
Methodik: Wir berichten über einen 52-jährigen Patienten, der bei histologisch gesicherter Protheseninfektion einer vor 20 Monaten implantierten Oberflächenersatzprothese des Kniegelenkes ohne Keimnachweis einem zweizeitigen Prothesenwechsel zugeführt wurde. Im prothesenlosen Intervall erfolgte die Implantation eines vancomycin-/ gentamycinhaltigen Spacers mit begleitender Antibiose unter Berücksichtigung der erwarteten Keimlage (14 Tage i.v., 4 Wochen oral).
Nach Beendigung der Antibiotikatherapie erbrachte eine Punktion des Kniegelenkes bei einliegendem Spacer nach einem antibiotikafreien Intervall von 14 Tagen keinen Keimnachweis, so dass nach Abschluss der Langzeitbebrütung die Replantation einer gekoppelten Knieprothese erfolgte. Standardisiert wurden intraoperativ erneut Gewebeproben entnommen und der explantierte Spacer sonikiert.
Entgegen der intraoperativ makroskopisch infektkonsolidierten Situation konnte sowohl in der Sonikatflüssigkeit als auch in den Gewebeproben der identische MGRSE nachgewiesen werden.
Unter einer erregeradaptierten I.v.-Antibiose für 14 Tage gefolgt von einer oralen Antibiose für weitere 28 Tage konnte im postoperativen Follow-up von bisher einem Jahr kein Rezidivinfekt beobachtet werden.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die vorliegende Kasuistik präsentiert eindrucksvoll die Problemfelder der Diagnostik und Therapie periprothetischer Infektionen. Neuere Verfahren, z. B. die Sonikation, können die Diagnostik wesentlich verbessern - dennoch fehlen valide diagnostische Verfahren, die die präoperative Differentialdiagnostik der Protheseninfektion ermöglichen. Des Weiteren sind kontrollierte Therapiestudien notwendig, die klare Empfehlungen zur Indikation und Dauer einer Spacerimplantation geben.