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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Einfluss der experimentellen Sepsis auf somatosensorische Schmerzschwellen beim Menschen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Alexander Wegner - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Janina Maluck - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Jan Sebastian Grigoleit - Universität Duisburg-Essen, Institut für Medizinische Psychologie, Essen, Germany
  • Manfred Schedlowski - Universität Duisburg-Essen, Institut für Medizinische Psychologie, Essen, Germany
  • Sigrid Elsenbruch - Universität Duisburg-Essen, Institut für Medizinische Psychologie, Essen, Germany
  • Marcus Jäger - Universitätsklinikum Esssen, Orthopädische Klinik, Klinik für Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Sven Benson - Universität Duisburg-Essen, Institut für Medizinische Psychologie, Essen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO15-1034

doi: 10.3205/13dkou654, urn:nbn:de:0183-13dkou6540

Published: October 23, 2013

© 2013 Wegner et al.
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Fragestellung: Entzündungsprozesse gehen mit einer veränderten Schmerzsensitivität einher. Viele Erkenntnisse hierzu basieren jedoch auf tierexperimentellen Befunden und sind deswegen nicht uneingeschränkt auf den Menschen übertragbar. Aus diesem Grund haben wir ein Sepsismodell am Menschen etabliert, bei dem Endotoxin (Lipopolysaccharid) i.v. eine transiente systemische Entzündungsreaktion induziert, die in Vorstudien eine Hypersensitivität für viszerale Reize bei gesunden Männern verursachte. Ziel der aktuellen Studie ist, den Effekt einer experimentell induzierten Sepsis auf die somatosensorische Schmerzwahrnehmung Zeit- und Dosisabhängig zu untersuchen.

Methodik: In dieser doppelblinden, randomisierten und Placebo kontrollierten Studie erhalten 60 gesunde männliche Probanden 0,4 ng/kg oder 0,8 ng/kg LPS (E.coli-Lipopolysaccharid/LPS/United States Pharmacopeia) i.v. oder in der Kontrollgruppe das gleiche Volumen NaCl. Zu den Zeitpunkten 15 Min vor der Injektion sowie 1, 2, 3, 4 und 6h nach der Injektion werden die Vitalparameter gemessen und Blutproben genommen. Mittels Algometrie und Pinprick werden vor Injektion, 3 h und 6h nach Injektion sowie mit Eiswasser vor Injektion und nach 6 h die individuellen Schmerzschwellen und die subjektive Schmerzbewertung untersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die präliminäre Datenauswertung zeigt, dass die Injektion von LPS eine akute systemische Entzündungsreaktion mit signifikanten, transientem Anstiegen in den Plasmakonzentrationen pro-inflammatorischer Zytokine (IL-6, TNF-alpha, IL-10) und der Körpertemperatur erzeugt (p<0,001). Zusätzlich hierzu zeigen sich die Druckschmerzschwelle signifikant erniedrigt für alle getesteten Muskelgruppen (Deltoideus, Supraspinatus, Wade und Rücken) (p<0,05 vs. Kochsalz), was eine gesteigerte somatische Schmerzsensitivität reflektiert. Zurzeit werden die Daten für die dosisabhängigen Verläufe erhoben.

Diese Studie zeigt erstmals, dass eine transiente systemische Immunaktivierung beim Menschen die somatische Schmerzsensitivität erhöht. Dieses Ergebnis dokumentiert die Relevanz inflammatorischer Prozesse für die Schmerzsensitivität, etwa im Kontext einer Sepsis, und zeigt zugleich, dass das experimentelle Sepsismodell einen interessanten und validen Ansatz für die experimentelle Schmerzforschung bietet.