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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Die zementaugmentierte winkelstabile Plattenosteosynthese am proximalen Humerus. Eine biomechanische in vitro-Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Götz Röderer - Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Unfallchirurgie, Ulm, Germany
  • Alexander Scola - Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Unfallchirurgie, Ulm, Germany
  • Werner Schmölz - Universitätsklinik für Unfallchirurgie, Biomechanik, Innsbruck, Austria
  • Ladina Hofmann-Fliri - AO Forschungsinstitut, Davos, Switzerland
  • Florian Gebhard - Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Unfallchirurgie, Ulm, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocGR13-40

doi: 10.3205/13dkou491, urn:nbn:de:0183-13dkou4918

Published: October 23, 2013

© 2013 Röderer et al.
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Fragestellung: Die Therapie der proximalen Humerusfraktur konnte durch winkelstabile Implantate verbessert werden aufgrund einer erhöhten Stabilität auch im osteoporotischen Knochen [1]. Dennoch kommt es in 6-13% zu einer sekundären Dislokation [1]. Am proximalen Femur führen zementaugmentierte Implantate zu einer erhöhten Primärstabilität [2]. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, inwiefern dies am Frakturmodell des proximalen Humerus durch eine zementaugmentierte winkelstabile Plattenosteosynthese möglich ist.

Methodik: Die Knochendichte (BMD) von sechs Paar humanen Humeri (Alter 78,2 Jahre, 64-89) wurde bestimmt (XtremeCT, SCANCO Medical, Switzerland). Eine 3-Fragment Fraktur mit metaphysärem Defekt wurde simuliert und mit winkelstabiler Platte stabilisiert (PHILOS, Synthes, Schweiz). Die lokale Knochenqualität im Verlauf der sechs proximalen Schrauben der PHILOS Platte wurde mechanisch mittels Drehmoment bestimmt (DensiProbe, ARI Davos, Switzerland) [3]. Die beiden Schrauben, die in der Region mit der niedrigsten Knochendichte im Humeruskopf (anteromedial bzw. -inferior) greifen [3], wurden innerhalb eines Paares Knochen randomisiert mit jeweils 0,5 ml PMMA (Polymethylmethacrylat, Vertecem V+, Synthes, Schweiz) augmentiert. Ein zyklischer axialer Belastungstest (MTS 858, MiniBionix II, MN, USA) bis zum Versagen wurde durchgeführt, wobei letzteres als eine Varusdislokation > 0,5 Grad innerhalb von 100 Zyklen definiert wurde.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die BMD betrug im Median 68,29 mg/ cm3. Die augmentierten Osteosynthesen tolerierten signifikant mehr Lastzyklen als die konventionellen (= nicht augmentierten) (6900, SD 690 vs. 4600, SD 820, p = 0,01). Der Effekt der Augmentation, ausgedrückt als Differenz zwischen den beiden Kollektiven war ebenfalls signifikant (2300, SD 1264, p = 0,01). Die Korrelation der Lastzyklen bis zum Versagen mit der BMD ergab für die konventionelle Gruppe eine mit der BMD zunehmende Zahl an Zyklen (R2=0,576), was für die augmentierte Gruppe nicht der Fall war (R2=0,292). Für DensiProbe (Median aller bzw. nur augmentierter Schrauben) konnte keine Korrelation mit der Anzahl an Zyklen bis zum Versagen gezeigt werden.

In der vorliegenden in vitro Studie am Modell einer 3-Fragment Fraktur führte die Augmentation von zwei Schrauben, die in einer Region mit niedriger BMD innerhalb des Humeruskopfes greifen, zu einer Zunahme an tolerierten Lastzyklen von 50% verglichen mit einer konventionellen Kontrollgruppe. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass die Zementaugmentation die in vivo Stabilität einer winkelstabilen Plattenosteosynthese am proximalen Humerus erhöhen kann, in dem sie den Einfluss einer niedrigen Knochenqualität abschwächt. Hierdurch lassen sich die klinischen Ergebnisse möglicherweise weiter verbessern.


Literatur

1.
Helmy N. Clin Orthop Rel Res. 2006;442:100-8.
1.
Südkamp N. J Bone Joint Surg Am. 2009;91(6):1320-8.
2.
Sermon A. Clin Biomech (Bristol, Avon). 2012;27(1):71-6.
3.
Brianza S. Injury. 2012;43(6):850-5.