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Die zementfreie modulare Titanstabarthrodese des Kniegelenkes als salvage Operation des periprothetischen Spätinfektes – Analyse von 228 Fällen
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Published: | October 23, 2013 |
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Fragestellung: Der periprothetische Spätinfekt des Kniegelenkes bedeutet bisweilen eine große Herausforderung hinsichtlich der Gelenkrekonstruktion, wobei aufgrund der überproportional wachsenden Revisionsendoprothetik auch in zunehmenden Maße große juxtaartikuläre Knochendefekte entstehen. Dieses bedeutet auch zunehmend ausgedehnte Insuffizienzen des Streckapparates, so daß als salvage procedure häufiger eine Kniegelenksarthrodese notwendig werden kann.
Ziel der Untersuchung war es, die klinischen und radiologischen Ergebnisse dieses Revisionsverfahrens zu evaluieren.
Methodik: Wir haben 228 Patienten, welche in den Jahren 2003 - 2011 zweizeitig eine zementfreie Titanstabarthrodese des Kniegelenkes als salvage Operation bei periprothetischem Spätinfekt einer Kniegelenksendoprothese erhalten haben retrospektiv analysiert.
In allen Fällen erfolgte zunächst die operative Sanierung des periprothetischen Knieprotheseninfektes mittels Explantation der infizierten Knieendoprothese, radikalem Debridement und Implantation eines fixen Karbonstab-Palacoszementspacers ggf. mit plastischer Deckung eines vorliegenden Weichgewebsdefektes und resistenzgerechter antibiotischer Therapie für 6 Wo postoperativ. Die Implantation der modularen zementfreien Titanstabartrodese (femorale und tibiale Komponente mit Arthrodesenmodul der Fa. Brehm) erfolgte nach steriler Punktion des Sparers nach zweiwöchiger Antibiotikapause.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das mittlere Alter der 228 Patienten betrug 68 (25-91)J mit einem mittleren BMI von 28,7 und einem ASA von 2,66. In 154 (67,6%) der Fälle war ein Bikondylärer Oberflächenersatz, in 66 Fällen (28,9%) eine rotationsgekoppelte Prothese und in 8 (3,5%) ein unikondylärer Oberflächenersatz infektursächlich. Die mittlere stationäre Aufenthaltsdauer betrug 23,6 (7-176)d mit 1,2 (0-54) Intensivtagen. in 59 Fällen (25,8%) war eine plastisch-chirurgische Weichgewebsdeckung erforderlich (42 x medialer Gastrocnemiuslappen, 5x bilateraler Gastrocnemiuslappen, 4 x lokaler VSL , 9x freier Latissimus dorsi-Lappen). In 17 (7,4%) Fällen wurde eine periprothetische Fraktur, in 16 (7%) eine Nachsinterung beobachtet. Eine Infektpersistenz bestand in 34 (14,9%) der Fälle und führte in 19 Fällen zum Vorliegen einer stabilen Fistel.
Die Arthrodese des Kniegelenkes durch einen zementfreien modularen Titanarthrodesenstab stellt bei ausgedehnten Spätinfekten von Knieendoprothesen eine Therapieoption dar, durch welche auch große femoro-tibiale Defekte der Kniegelenkregion überbrückt werden können.
Das Implantatdesign ermöglicht durch die langstreckige diaphysäre Pressfitabstützung in vielen Fällen bereits die unmittelbare postoperative Vollbelastung. Eine enge Kooperation mit einer plastische-chirurgischen Klinik ist aufgrund der häufig vorliegenden Weichgewebsdefekte empfehlenswert.
Aufgrund der zunehemnden Komorbiditäten und der damit verbundenen schlechteren Immunkompetenz werden auch diese salvage Operationen zukünftig schlechtere Ergebnisse hinsichtlich dauerhafter Infektsanierung erwarten lassen.