gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Einfluss der langen Bizepssehne auf die Supinationskraft im Ellbogengelenk – Implikationen für die Therapie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Matthias F. Pietschmann - LMU München - Campus Großhadern, Orthopädische Klinik und Poliklinik, München, Germany
  • Ferdinand Eberhardt - LMU München - Campus Großhadern, Orthopädische Klinik und Poliklinik, München, Germany
  • Max Mittermüller - LMU München - Campus Großhadern, Orthopädische Klinik und Poliklinik, München, Germany
  • Christian Schröder - LMU München - Campus Großhadern, Orthopädische Klinik und Poliklinik, München, Germany
  • Peter E. Müller - LMU München - Campus Großhadern, Orthopädische Klinik und Poliklinik, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocWI54-148

doi: 10.3205/13dkou408, urn:nbn:de:0183-13dkou4088

Published: October 23, 2013

© 2013 Pietschmann et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Fragestellung: Die Mitwirkung des M. biceps brachii an der Ellenbogenflexion wird in der Literatur mit bis zu 30%, an der Supinatiosnbewegung mit bis zu 75% angegeben. Bei Pathologien an der RM bzw. der LBS wird die LBS häufig tenotomiert bzw. tenodesiert. Es wird seit langem kontrovers diskutiert, inwieweit die LBS für die Funktion der Schulter entbehrlich ist und welche negativen Auswirkungen ihre Durchtrennung hat. Das Ziel dieser Untersuchung war es, das Ausmaß der Mitwirkung des Bizeps an der Supinationsbewegung zu bestimmen und zu eruieren, ob nach einer LBS-Tenotomie/-Tenodese die Supinationskraft signifikant geringer ist.

Methodik: In einem standardisierten Versuchsaufbau wurde die maximale Supinationskraft erhoben. Dies erfolgte bei 90° sowie 0° Flexion im Ellenbogen. Um eine repräsentative Vergleichsgruppe schultergesunder Individuen zu erfassen, wurden in jeder Dekade bei beiden Geschlechtern jeweils mindestens 7 Probanden untersucht. Insgesamt wurden 105 schultergesunde Probanden gemessen. In genau derselben Art und Weise wurden, ebenfalls für beide Geschlechter, je 6 Patienten nach LBS-Tenotomie und LBS-Tenodese nachuntersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In der gesunden Vergleichsgruppe konnte mittels einer multivariaten Faktoren- und Regressionsanalyse gezeigt werden, dass Alter und Geschlecht signifikante Einflussfaktoren bezüglich der Supinationskraft sind. Männer wiesen hierbei eine signifikant höhere Kraftentwicklung als Frauen auf. Mit zunehmendem Alter lässt die Kraft bei beiden Geschlechtern nach. Bei 90° flektiertem Ellbogengelenk zeigten nahezu alle untersuchten Probanden signifikant höhere Werte, verglichen mit 0° Flexion im Ellenbogengelenk, sowie in beiden Ellbogenpositionen eine abnehmende Kraftentwicklung bei zunehmend supinierter Startposition des Unterarmes. Es konnte kein signifikanter Einfluss der erhobenen anthropometrischen Faktoren (Körpergröße, Gewicht, BMI, Armlänge, Armumfang, u.a.) auf die erreichte Supinationskraft gefunden werden. Durch die Ermittlung einer Regressionsgeraden für die gesunden Probanden wurde es möglich, prognostische Werte für Personen eines bestimmten Alters des jeweiligen Geschlechts, in Hinblick auf das zu erwartende Supinationsmoment anzugeben. Die Untersuchung der Patienten mit tenotomierter oder tenodesierter (LBS) ergab, dass diese bezüglich Supination innerhalb des 95%igen Konfidenzintervalls der Regressionsgeraden ihrer entsprechenden Vergleichsgruppe liegen.

Dieses Ergebnis zeigt, dass weder eine Tenodese noch eine Tenotomie der langen Bizepssehne zu einem relevanten Kraftverlust der Supinationsbewegung führen. Als einzige signifikante Einflußfaktoren auf die Supinationskraft konnten das Alter und Geschlecht bestimmt werden.