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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Todesursachen, führende Verletzungen und Managementfehler bei geschlossenen, instabilen Beckenverletzung in Berlin 2012

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christian Kleber - Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Charité-Universitätsmedizin, Berlin, Germany
  • Mirja Fechner - Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Charité-Universitätsmedizin, Berlin, Germany
  • Norbert P. Haas - Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Charité-Universitätsmedizin, Berlin, Germany
  • Michael Tsokos - Institut für Rechtsmedizin, Charité - Universitätsmedizin, Berlin, Germany
  • Claas Buschmann - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Institut für Rechtsmedizin, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocWI52-1389

doi: 10.3205/13dkou387, urn:nbn:de:0183-13dkou3872

Published: October 23, 2013

© 2013 Kleber et al.
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Text

Fragestellung: Die instabile Beckenverletzung ist ein seltener, jedoch mutmaßlich lebensbedrohlicher Notfall mit einer Mortalität bis zu 65%. Die definitive Todesursache und Rolle der Beckenringverletzung als kausaler oder beteiligter Faktor des Versterbens bei polytraumatisierten Patienten ist ungeklärt. Ziel der Untersuchung war die Analyse aller Todesfälle im Land Berlin 2012 mit geschlossenen und instabilen Beckenverletzungen hinsichtlich der unmittelbaren Todesursache, führenden/begleitender Verletzung und eventueller Managementfehler.

Methodik: Von März 2012 bis Dezember 2012 wurden 18 verstorbene und zur gerichtlichen Obduktion angeordnete Trauma-Patienten vor Obduktion eine postmortale CT-Untersuchung (pm-MSCT, Toshiba Activion 16, Toshiba Medical Systems, Japan) zur Klassifikation der Beckenverletzung nach Pennnal und Tile (A/B/C) untersucht.

Einschlusskriterien waren älter als 18 Jahre und klinisch geschlossene, instabile Beckenverletzungen (AO-Klassifikation in Anlehnung an Pennal und Tile: B1-3, C1-3). Die Beurteilung eventueller Managementfehler und der Vermeidbarkeit des Todes wurde durch eine interdisziplinäres Komitee in nicht vermeidbare (NV), potentiell vermeidbare (PV) und vermeidbare (V) Todesfälle und den Empfehlung der S3-Leitline Polytrauma/Schwerverletztenbehandlung der DGU ausgewertet.

Ergebnisse: 61% der Verstorbenen waren männlich und durchschnittlich 51 Jahre alt. 94% der Patienten verstarben in der Präklinik. In 89% lagen eine C-, und 11% eine B- Verletzung des Beckens nach Pennal und Tile vor. 80% wiesen eine transpubische/transakral, 50% transiliacal und 30% transsymphysäre/transiliosakrale Instabilität auf. Ein peripelviner Weichteilschaden fand sich in 94%.

Todesursächlich waren in 44% Leber-, 30% Thorax-, 13% Aorten- und 13% Beckenverletzungen. Keine der Beckenringverletzungen wurde präklinisch mit nicht-invasiven Beckenstabilisatoren versorgt, wobei immerhin 53% einer kardiopulmonalen Reanimation mit 18% i.v.-, 18% i.o. Zugang, 41% Intubation und 12% Entlastungspunktion versorgt wurden. Potentiell vermeidbar waren 18% der Todesfälle, wobei beide Fälle einen nicht- oder insuffizient entlasteten Spannungspneumothorax als Todesursache zeigten.

Schlussfolgerung: In unserem Kollektiv waren instabile Beckenringverletzungen nur in 13% die führende und 87% die begleitende Verletzung. Todesursachen waren v.a. Leberrupturen und das Thoraxtrauma. Diese gilt es im Rahmen der notfallmedizinischen Therapie und des klinischen Polytrauma-Managements auszuschließen oder ggf. mit Priorität zu behandeln.

Die transpubische und transakrale Instabilität lag am häufigsten vor, wobei eine externe Stabilisierung der instabilen Beckenverletzungen bei keinem der Patienten erfolgte. Aus unserer Sicht stellt die klinische Untersuchung und externe Stabilisierung analog zur Immobilisation der HWS eine notfallmedizinische Routine dar. Wiederholt war der Spannungspneumothorax die einzige potentiell vermeidbare Todesursache.