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Restriktive präklinische Volumengabe bei Polytrauma führt zu verbesserter Gerinnungssituation im Schockraum
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Published: | October 23, 2013 |
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Fragestellung: Koagulopathie und Schädel-Hirn-Trauma sind die häufigsten Todesursachen bei Polytrauma in Deutschland. Daher gehört die gerinnungsstabilisierende Therapie zu den wichtigsten Maßnahmen in der präklinischen bzw. Schockraum - Versorgung der polytraumatisierten Patienten.
Die Fragestellung dieser Studie war, inwieweit die restriktive präklinische Volumengabe die im Schockraum gemessene Gerinnung beeinflusst - retrospektive Analyse der letzten 10 Jahre anhand der Daten aus dem TraumaRegister DGU® der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU).
Methodik: Als Einschlusskriterien wurden definiert: ISS >=16, Alter >=16Jahre, primäre Zuverlegung und Behandlung in Deutschland. Ausgeschlossen wurden Patienten mit isoliertem Schädel-Hirn-Trauma. Bei allen Patienten wurden Parameter wie die Menge des präklinisch verabreichten Volumens (ml), im Schockraum gemessene Werte von Hämoglobin, sowie Gerinnungsparameter (Quick, PTT, Thrombozyten) erfasst. Des Weiteren wurden die Menge der transfundierten Erythrozytenkonzentrate (EKs), Katecholamingabe und Letalität ausgewertet. Daten von insgesamt 20.171 Patienten aus den Jahren 2002-2011 wurden in die Auswertung einbezogen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: In der Behandlung polytraumatisierter Patienten zeigte sich ein stetiger Trend zu verminderter präklinischen Volumengabe von durchschnittlich 1802ml im Jahr 2002 bis zu 1055ml im Jahr 2012. Der Hämoglobinwert, gemessen im Schockraum, zeigte sich von initial 10,9mg/dl in 2002 deutlich steigend bis 12,3mg/dl in 2011. Gleichzeitig verbesserten sich die im Schockraum gemessenen Werte der Gerinnungsparameter (2002=Quick 73,3%, Thrombozyten 198.000/mm³;2005=PTT 36,6sek.; 2011=Quick 79,9%, Thrombozyten 213.000/mm³, PTT 33,1sek.). Korrelierend dazu kam es zu deutlich weniger Bluttransfusionen (2002=40,1% mit jeweils 3,9EKs, Massentransfusionen von 14,5%; 2011=17,5% Transfusionsrate mit jeweils 1,3EKs, Massentransfusionen von 4,5%). Die Anzahl der Patienten, welche sich sowohl präklinisch als auch bei Aufnahme im Schock befanden, zeigte sich unter Katecholamingabe tendenziell rückläufig (2002=8,2% im Schock, bei 10,6% Katecholamintherapie; 2011=6,5% im Schock, 13,1% Katecholamintherapie). Bei dem verwendeten Volumen zeigte sich ein Trend hin zu vermehrter Gabe von Kristalloiden Infusionslösungen (Kristalloid:Kolloid-Verhältnis 2002=2:1; 2011=4:1). Insgesamt zeigte sich eine verringerte Letalität (Verstorbene 2002=21,0%; 2011=15,4%).
Die 10-Jahres-Analyse ergab einen klaren Trend hin zu restriktiver präklinischen Volumengabe in der Traumaversorgung. Die daraus resultierende verminderte Hämodilution führt zu weniger Koagulopathie, wodurch sich die nachfolgenden Komplikationen und Letalität verringern.