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Die traumatische Reanimation: Überleben, Managementfehler und Notwendigkeit eines Reanimations-Algorithmus
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Published: | October 23, 2013 |
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Fragestellung: Die traumatische Reanimation stellt mit ca. 3% aller Schwerverletzten einen seltenen Notfall dar. Der Nutzen einer traumatischen Reanimation wird aufgrund zweifelhaften Überlebenschancen und Prognose kontrovers diskutiert. Wesentlicher Unterschied zum Herz-Kreislauf-Stillstand aus innerer Ursache stellt die Tatsache dar, dass ohne kausale Therapie der reversiblen Ursachen eines traumatischen Herz-Kreislaufstillstandes mit keinem Wiedereintritt eines spontanen Kreislaufes zu rechnen ist. Ein internationaler Algorithmus zur Abhandlung einer traumatischen Reanimation oder Training existiert aktuell nicht.
Methodik: Wir analysierten prospektiv 51 schwerverletzte Patienten mit traumatischer Reanimation im Zeitraum von 2007-2012 welche in unserem Zentrum behandelt wurden bezüglich dem Outcome, Ursachen und Management, welches anhand der Notarztprotokolle, Patientenakte und Obduktionsprotokolle ausgewertet wurde. Die statistische Auswertung erfolgte deskriptiv und exploratorisch durch einen Gruppenvergleich mittels Wilcoxon- und Mann- Whitney U Test. Als Signifikanzniveau wurde ein p-Wert < 0,05 definiert.
Ergebnisse: Das mittlere Alter betrug 46 Jahre, 82% waren männlich. Der mittlere ISS lag bei 47±16 und PTS bei 44±24 Punkten. In 80% lag ein stumpfer Traumamechanismus vor. Der mittlere Glasgow Coma Score (GCS) präklinisch betrug 7±5, die durchschnittliche Rettungszeit 56±18 min. 45% der Patienten wurde in der Präklinik und 77% (n=39) in der Klinik reanimiert. Präklinisch wurden 1,5±2,7mg und klinisch 3,9±9,6mg Adrenalin appliziert. Im Durchschnitt trat ein Kreislauf nach 12±9min Reanimation präklinisch wieder ein. In 26% wurde eine PEA, 16% Asystolie und 2% Kammerflimmern präklinisch nachgewiesen.
Patienten mit penetrierendem Trauma waren signifikant jünger, hatten eine höheren pH bei Einlieferung (6,9 vs 6,1; p 0,01) und es wurde häufiger eine Notfallthorakotomie durchgeführt (p 0,04).
71% (n=36) der Patienten verstarben, 29% (n=15) wurden lebend aus der Akutklinik entlassen (2%:GOS2; 19%:GOS3;6%:GOS4,2%:GOS5). Die Obduktionsrate lag bei 58% (n=21/36), wobei penetrierende Traumata signifikant häufiger obduziert wurde (100% vs. 48%, p 0,01).
Als präklinische Managementfehler lagen in 29% ein nicht entlasteter Spannungspneumothorax, 26% eine nicht stabilisierte instabile Beckenverletzung und 2% eine nicht gestillte externe Blutung vor. Nur in einem Fall lag eine potentiell vermeidbare Todesursache vor.
Schlussfolgerung: 29% unserer Patienten überlebten einen traumatischen Herzkreislaufstillstand, wobei 8% mit guter Lebensqualität entlassen werden konnten. Wir konnten keinen Einfluss des Traumamechanismus (stumpf/penetrierend) auf das Überleben nachweisen, wobei Patienten mit stumpfen Traumata die Klinik mit einem signifikant schlechteren pH-Wert erreichten. Dargestellte Managementfehler bekräftigen aus unserer Sicht die Notwendigkeit eines traumatischen Reanimationsalgorithmus und einer standardisierten Ausbildung zur Verbesserung des Outcome unserer Patienten.