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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Polytrauma-Abklärung – Ergibt ein hoher Injury Severity Score (ISS) notgedrungen auch eine längere Schockraumabklärungszeit?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Severin Meili - Kantonsspital Winterthur, Departement Chirurgie, Abteilung Traumatologie, Winterthur, Switzerland
  • Pascal Probst - Kantonsspital Winterthur, Departement Chirurgie, Abteilung Traumatologie, Winterthur, Switzerland
  • Patrick Kugelmeier - Kantonsspital Winterthur, Departement Chirurgie, Abteilung Traumatologie, Winterthur, Switzerland
  • Thomas K. Hotz - Kantonsspital Winterthur, Departement Chirurgie, Abteilung Traumatologie, Winterthur, Switzerland
  • Kurt P. Käch - Kantonsspital Winterthur, Departement Chirurgie, Abteilung Traumatologie, Winterthur, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocWI44-1191

doi: 10.3205/13dkou313, urn:nbn:de:0183-13dkou3134

Published: October 23, 2013

© 2013 Meili et al.
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Fragestellung: Mehrfachverletzte benötigen sowohl eine rasche als auch gründliche Diagnosestellung im Schockraum, um die benötigte Behandlung zeitgerecht einzuleiten. Die "Golden Hour of Shock" hat hierbei weiterhin ihre Gültigkeit. Mit den Fortschritten der Behandlungsmethoden in der modernen Medizin werden die Interventionen stets spezifischer, und auch weniger invasiv. Dafür ist eine präzise Diagnostik essentiell, wie zum Beispiel die Mehrzeilen-Computertomographie (CT) in der Diagnostik von polytraumatisierten Patienten. Aus diesem Grund haben wir in unserer Klinik bei entsprechenden Traumata die direkte Abklärung mittels Traumaspiral-CT institutionalisiert, was andernorts noch kontrovers diskutiert wird.

Im Rahmen der Qualitätskontrolle unserer Schockraumversorgung interessierte uns die Frage, ob ein erhöhter ISS gezwungenermassen auch mit einer verlängerten Schockraumzeit vergesellschaftet ist.

Methodik: Seit Januar 2010 erfassen wir systematisch prospektiv alle Patienten, die via Schockraum in unser Krankenhaus eingeliefert werden. Neben vielen anderen Parametern wird auch die Zeitdauer der Schockraumabklärung bis zur Verlegung (Abteilung, Intensivstation, Operationssaal) und der ISS gemessen. Diese Daten haben wir statistisch ausgewertet und nach Korrelationen zueinander untersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Zeitraum vom 01.01.2010 bis 31.12.2011 wurden 422 Patienten über den Schockraum eingeliefert. Nach Aufteilung in Trauma- und Nicht-Traumapatienten blieben 268 Patienten mit einem vollständigen Datensatz zur Auswertung. Der durchschnittliche ISS betrug 23.2 (median 17; ISS 1 - 75). Die durchschnittliche Abklärungsdauer betrug 56 min (median 49; 15 - 240 min). Die Zeitdauer vom Eintritt bis zum Abschluss des "Primary Survey" zeigte eine vernachlässigbare Korrelation mit dem ISS (r: 0.06). Im Chi-Quadrat-Test zeigte sich, dass der ISS und die Abklärungszeit im Schockraum nicht unabhängig zueinander waren (p<0.01), aber nur eine schwache Korrelation (r: 0.37) zum ISS zeigten.

In unserem prospektiv erfassten Kollektiv konnten wir zeigen, dass eine vollumfängliche Abklärung von Polytraumapatienten im Schockraum in weniger als einer Stunde möglich ist, insbesondere auch wenn eine Benützung des Traumaspiral-CTs erfolgt. Es besteht keine Korrelation zwischen dem Zeitbedarf bis zum "Primary Survey" und der Schwere der Verletzungen und nur eine schwache Korrelation zwischen der gesamten Schockraumabklärung und dem ISS.

Durch den höchst effizienten standardisierten Abklärungsalgorithmus mit frühzeitigem Einsatz des Traumaspiral-CTs ist ohne Zeitverlust nicht nur eine erhöhte Diagnose-Genauigkeit zu erreichen, sondern es lassen sich darüber hinaus rascher korrekte, behandlungsrelevante Massnahmen für den Patienten ableiten. Dadurch verlängert sich die Schockraumabklärungszeit auch bei hohem ISS nicht.