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Der proximale Femurersatz in Tumor- und Revisionsendoprothetik – eine retrospektive Analyse
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Published: | October 23, 2013 |
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Fragestellung: Der proximale Femurersatz ist ein Megaimplantat, welches als Rekonstruktionsmöglichkeit ausgedehnter ossärer Defekte nach Tumorresektion des proximalen Femurs oder wiederholter Revisionsarthroplastik des Hüftgelenks eingesetzt werden kann. Kontinuierlich steigende Zahlen der Revisions- und Tumorendoprothetik erfordern immer häufiger den Einsatz dieses Reserveimplantats um einen funktionsfähigen Extremitätenerhalt zu ermöglichen.
Abbildung 1 [Abb. 1]
Ziel der Arbeit ist es, im Rahmen einer retrospektiven Analyse (EbM-Level III) Funktionalität und Standzeit des modularen Tumorrevisions-Systems Typ MML (Modular-System München Lübeck, Fa. Orthodynamics) festzustellen. Ursachen für das Eintreten endoprothesenbedingter Komplikationen sollen untersucht und aufgezeigt werden.
Methodik: Es erfolgte die Analyse aller zwischen 2001 und 2011 in unserer Klinik implantierten proximalen Femurersatz-Operationen. Von 185 Patienten, die mit einem proximalen Femurersatz versorgt wurden, konnten 114 Patienten Ø 51m nach Implantation nachuntersucht werden (70 Frauen und 46 Männer im Alter von 22-92 Jahren / 68 ± 18 Jahre). 64 der nachuntersuchten 114 Implantationen waren tumor-assoziiert (davon 64% Metastasen, 36% primäre Malignome des Knochens), 50 Implantationen wurden nach multiplen revisionsendoprothetischen Voroperationen notwendig.
Die verwendeten Analyse-Parameter beinhalteten neben üblichen soziodemographischen Angaben bestimmte allgemein-medizinische Parameter (u.a. BMI, VAS und SF-12 Health Survey) sowie endoprothesen- (WOMAC) und tumorspezifische Scores (Enneking/MSTS und TESS). Die Erfassung der Komplikationen erfolgte gemäß der Klassifikation für Tumorendoprothesen nach Henderson.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Häufigste Komplikationen des proximalen Femurersatzes waren mechanische Komplikationen mit Luxationen (Henderson Typ 1) und aseptischen Stiellockerungen (Henderson Typ 2).
Signifikante Unterschiede im Ergebnis konnte v.a. zwischen den beiden Untergruppen Tumorpatienten und Revisionsendoprothetik-Patienten gefunden werden (MSTS: 20,1/67% vs. 16,1/33% Punkte, SF-12: 39,4 vs 28,9 Punkte). Patientenalter, Anzahl der Voroperationen und Comorbiditäten sind hierfür maßgeblich verantwortlich zu machen.
Die Implantation einer modularen Megaprothese ermöglicht bei hochgradigen ossären Defektsituationen des proximalen Femurs eine adäquate Rekonstruktionsmöglichkeit mit Extremitätenerhalt. Gute funktionelle Ergebnisse sind insbesondere bei der Diagnose eines primären malignen Knochentumors als Indikation zum proximalen Femurersatz zu verzeichnen.
Vergleichende Untersuchungen unterschiedlicher Operationsmethoden, insbesondere zur Luxationsprophylaxe (Dual-Mobility Liner, Anbindungsschlauch, Duokopf-Prothese) sind anzustreben.