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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Computernavigation erhöht die Genauigkeit bei der Platzierung von Pedikelschrauben in der lumbalen und thorakalen Wirbelsäule nicht – Eine retrospektive Analyse von 2003 Pedikelschrauben

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Michael Kraus - Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung, Universität Ulm, Bad Buchau, Germany
  • Julia Weiskopf - Universtäts-Herzzentrum Freiburg, Bad Krozingen, Germany
  • Jens Dreyhaupt - Insitut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie, Ulm, Germany
  • Gert Krischak - Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung, Universität Ulm, Bad Buchau, Germany
  • Florian Gebhard - Zentrum für Chirurgie, Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische- und Wiederherstellungschirurgie, Ulm, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocWI14-55

doi: 10.3205/13dkou049, urn:nbn:de:0183-13dkou0491

Published: October 23, 2013

© 2013 Kraus et al.
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Fragestellung: Die dorsale Spondylodese stellt ein häufig angewandtes Verfahren für stabilisierende Eingriffe der lumbalen und thorakalen Wirbelsäule dar. Die Einführung computernavigierter Verfahren hatte zum Ziel, die Genauigkeit der Pedikelschraubenplatzierung zu optimieren und damit potentielle Risiken für die Patienten zu reduzieren. Seit ihrer Einführung wird der Einfluss dieser Verfahren auf die Schraubenlage kontrovers diskutiert und selbst Metaanalysen zeigen teils widersprüchliche Ergebnisse. Ziel dieser Untersuchung war es, die Genauigkeit der Lage der Pedikelschrauben zu analysieren und beeinflussende Faktoren zu identifizieren.

Methodik: In einer prospektiven Datenbank wurde eine retrospektive Analyse durchgeführt und alle Patienten identifiziert, die eine dorsale Spondylodese im Zeitraum vom 01.01.2005 bis zum 30.06.2010 erhielten. Somit konnten insgesamt 452 Patienten mit insgesamt 2021 Pedikelschrauben eingeschlossen werden. Aufgrund fehlenden Bildmaterials konnte davon von einem unabhängigen Auswerter die Position von 2003 (99%) Schrauben im Pedikel im postoperativen CT bestimmt werden. Zur Untersuchung des Einflusses verschiedener potentieller Einflussgrößen wurden gemischte Regressionsmodelle angewandt. Aus den Daten wurden die Regressionskoeffizienten, das Konfidenzintervall, der p-Wert sowie die Odds ratio berechnet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In die konventionelle Gruppe (KG) wurden 250 Patienten mit 1069 Schrauben, in die navigierte Gruppe (NG) wurden 202 Patienten mit 934 Schrauben eingeschlossen. Die durchschnittliche OP-Dauer war in der NG 12 Minuten länger. Postoperative, prozedurbezogene neurologische Komplikationen waren in beiden Gruppen gleich selten (NG: n=2 (1,0%); KG: n=3 (1,2%)). In der NG traten keine mechanischen Komplikationen auf, in der KG wurden 5 Patienten deswegen operativ revidiert. Der einzige signifikante Einflussfaktor auf die Genauigkeit der Pedikelschraubenlage war das spinale Level: je höher die Schrauben eingebracht wurden, desto höher war die Wahrscheinlichkeit einer Fehllage (diverse Odds ratio und p-Werte, segmentabhängig). Es zeigte sich insgesamt und in Segmentauswertungen kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Modalität navigiert vs. konventionell (Odds ratio 0,820; 95% KI 0,523 - 1,285; p=0,39). Unter den fehlplatzierten Schrauben tendierten navigierte eher zu einer lateralen Position, wohingegen konventionelle gleich oft medial und lateral perforierten.

Insgesamt sind sowohl die konventionelle als auch die navigierte Einbringung von Pedikelschrauben sichere Verfahren mit einer geringen Komplikationsrate. An einem großen Kollektiv und einer mathematisch exakten statistischen Auswertung konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den verwendeten Modalitäten gesehen werden. Weitere postulierte positive Effekte der Navigation, wie eine gesenkte Emission ionisierender Strahlung, konnte in unserer Untersuchung aufgrund des retrospektiven Designs nicht beantwortet werden, sollten aber in prospektiven Studien weiter untersucht werden.