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Entwicklung einer Klassifikation für osteoporotische Wirbelfrakturen und eines Scores zur therapeutischen Indikationsfindung (OF-Klassifikation und OF-Score)
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Published: | October 23, 2013 |
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Fragestellung: Osteoporotische Wirbelfrakturen stellen eine zunehmende Herausforderung im klinischen Alltag dar. Dabei kann die Osteoporose die Ursache sein (Sinterungsfraktur) oder eine Komorbidität darstellen (traumatische Fraktur). Eine allgemein akzeptierte Klassifikation für diese Frakturen existiert bisher nicht. Ziel der Arbeitsgruppe -Osteoporotische Frakturen- der Sektion Wirbelsäule der DGOU (~25 Mitglieder) war es, eine Klassifikation und einen Score für die therapeutische Indikationsfindung bei osteoporotischen Wirbelfrakturen zu entwickeln.
Methodik: Die Erarbeitung der Klassifikation und des Scores erfolgten nach einem wissenschaftlichen Modus gemäß den Vorgaben von Audigé [1]. In 9 konsekutiven Sitzungen wurden nach entsprechender Literaturrecherche und Diskussion eine Klassifikation und ein Score entwickelt. Zwischen den Sitzungen erfolgte die Überprüfung durch die Teilnehmer im klinischen Alltag. Zudem wurden prospektiv die radiologischen und klinischen Daten von 707 Patienten gesammelt und evaluiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die OF-Klassifikation beinhaltet 6 Gruppen: OF 0 - Wirbelfraktur in situ; OF 1 - Fraktur einer Endplatte; OF 2 - Fraktur einer Endplatte mit geringer Hinterwandbeteiligung; OF 3 - Fraktur einer Endplatte mit ausgeprägter Hinterwandbeteiligung; OF 4 - Fraktur beider Endplatten mit Hinterwandbeteiligung; OF 5 - Distraktions- oder Rotationsverletzungen. In 73% der Fälle war die Klassifikation eindeutig anwendbar und die Reliabilität war höher als die der AO/Magerl-Klassifikation.
Der Score beinhaltet die Parameter Morphologie (OF 0-5), Knochendichte, Dynamik der Sinterung, Schmerz, Neurologie, Mobilisation, und Gesundheitszustand des Patienten. In 29% der Fälle empfahl der Score ein konservatives Vorgehen, in 49% dagegen ein Operatives. Der Score entsprach in 85% der Fälle dem tatsächlichen Vorgehen der beteiligten Kliniken.
Die OF-Klassifikation ist mit nur 6 Untergruppen einfach anwendbar und differenziert osteoporotische Frakturmorphologien besser als die AO/Magerl-Klassifikation. Der Score berücksichtigt die klinischen Besonderheiten der meist betagten Patienten bei der Wahl der Therapie und entspricht in hohem Maße dem aktuellen Vorgehen an entsprechend spezialisierten Kliniken. Die OF-Klassifikation und der OF-Score müssen nun in größerem Rahmen evaluiert und validiert werden.