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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012)

23.10. - 26.10.2012, Berlin

Outcome nach Hüftendoprothetik und Operationen der lumbalen und thorakolumbalen Wirbelsäule nach multimodaler Schmerztherapie bei chronischen Rückenschmerzpatienten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Nicolas H. von der Höh - Universitätsklinik Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Leipzig, Germany
  • Anna Völker - Universitätsklinik Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Leipzig, Germany
  • Sven-Kevin Tschöke - Universitätsklinik Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Leipzig, Germany
  • Jens Gulow - Universitätsklinik Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Leipzig, Germany
  • Georg von Salis-Soglio - Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Leipzig, Germany
  • Christoph E. Heyde - Universitätsklinikum Leipzig, Orthopädische Klinik und Poliklinik, Leipzig, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012). Berlin, 23.-26.10.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. DocPO17-1203

doi: 10.3205/12dkou610, urn:nbn:de:0183-12dkou6100

Published: October 2, 2012

© 2012 von der Höh et al.
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Outline

Text

Fragestellung: Die Indikation zur Operation bei degenerativen Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates erfolgt bei chronischen Schmerzpatienten zurückhaltend [1]. Wir analysierten retrospektiv 332 Patienten mit chronischem Schmerzsyndrom, welche zwischen 2007 und 2011 zur Multimodalen Schmerztherapie (MMST) in stationärer Behandlung waren.

Methodik: Neben intensiven psychosomatischen, physio-, und schmerztherapeutischen Maßnahmen erfolgten wirbelsäulennahe Injektionen oder Gelenkinfiltrationen nach einem individuell erstellten Therapieschema. Nachuntersucht wurde Patienten bei denen während des stationären Aufenthaltes oder zeitnah danach die Indikation zur endoprothetischen Versorgung der Hüfte oder einer Wirbelsäulenoperation gestellt wurde. Die Indikation ergab sich aus der Zusammenschau der klinischen und radiologischen Befunde zusammen mit einem positiven Effekt lokaler Infiltrationen [2]. Untersucht wurden Chronifizierungsstadien nach Gerbershagen (MPSS), NAS, Depressionsindex (PHQ-9) und FFbH/Schmerzgrading sechs und zwölf Monate postoperativ.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Bei 17 (5,1%) der 332 Patienten wurde die Indikation für eine operative Intervention gestellt. Es wurden 10 Fusionsoperationen der lumbalen oder thorakolumbalen Wirbelsäule, eine lumbale Respondylodese und 6 Hüfttotalendoprothesenimplantationen (HTEP) durchgeführt.

Alle Patienten zeigten einen komplikationslosen peri- und postoperativen Verlauf. Bei den an der Wirbelsäule operierten Patienten zeigte sich 6 Monate postoperativ bei 4 Patienten eine Besserung bezüglich der Schmerzsymptomatik und nach 12 Monaten nur noch bei 2 Patienten bei guter Funktion und unauffälligem radiologischem Verlauf. Alle 6 Patienten nach HTEP zeigten 6 Monate postoperativ eine Verbesserung hinsichtlich der Schmerzsituation. Nach 12 Monaten zeigten nur noch 3 Patienten eine Besserung bei ebenfalls unauffälligem radiologischen Verlauf und freier Funktion. In 2 Fällen kam es sogar zu einer Verschlechterung (Dekompression). Eine Reduktion der depressiven Symptomatik und Funktionskapazität konnte nur bei 2 Patienten (HTEP) erreicht werden. Während des Beobachtungszeitraumes blieben die Chronifizierungsgrade unverändert.

Trotz klarer klinischer und radiologischer Befunde und einer eindeutigen lokalen Schmerzauslöschung durch probatorische Infiltrationen sowie funktionell und radiologisch unauffälligen Verläufen bleiben die Resultate unbefriedigend.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Indikation zur Operation bei degenerativen Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates bei chronischen Schmerzpatienten kritisch und als interdisziplinäre Einzelfallentscheidung gestellt werden muss. Die Wirkungsweise der "psychologischen Schmerzpsychotherapie" der MMST bleibt unklar. Elektive Eingriffe an der Wirbelsäule sollten nicht durchgeführt werden. Die Indikation zur HTEP sollte nur unter dem Aspekt einer besseren Beweglichkeit und Mobilität, jedoch nicht hinsichtlich der zu erwartenden Schmerzverbesserung, gestellt werden [3].


Literatur

1.
Korff M von, et al. Grading the severity of chronic pain. Pain. 1992:133-49.
2.
Young S, Aprill C, Laslett M. Correlation of clinical examination characteristics with three sources of chronic low back pain. Spine. 2003:460-65.
3.
Foge GR, Esses SI. Hip spine syndrome: management of coexisting radiculopathy and arthritis of the lower extremity. Spine J. 2003:238-41.