gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012)

23.10. - 26.10.2012, Berlin

Individuelle, digitale Prothesenplanung an Knie- und Hüftgelenk

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Felix Arabin - Spezielle orthopädische Chirurgie und Unfallchirurgie, Auguste-Viktoria-Krankenhaus, Berlin, Germany
  • Andreas Becker - Spezielle orthopädische Chirurgie und Unfallchirurgie, Auguste-Viktoria-Krankenhaus, Berlin, Germany
  • Felix Stoffels - Spezielle orthopädische Chirurgie und Unfallchirurgie, Auguste-Viktoria-Krankenhaus, Berlin, Germany
  • Heino Kienapfel - Spezielle orthopädische Chirurgie und Unfallchirurgie, Auguste-Viktoria-Krankenhaus, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012). Berlin, 23.-26.10.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. DocWI66-1113

doi: 10.3205/12dkou411, urn:nbn:de:0183-12dkou4111

Published: October 2, 2012

© 2012 Arabin et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Fragestellung: Der Nachweis, dass eine individuelle, digitale Planung von Endoprothesen gegenüber der analogen, Folien-basierten Planung eine größere Genauigkeit liefert, steht bislang aus.

Methodik: An 300 präoperativen Röntgenbildern von Patienten, die zwischen Oktober 2010 und September 2011 eine Knie- oder Hüftgelenksendoprothese erhielten, wurde retrospektiv der individuelle Vergrößerungsfaktors (VF) jeder einzelnen Aufnahme bestimmt. Neben der genormten Referenzkugel aus Stahl, wurden die mediolateralen Durchmesser der Epicondylenlinie und des Tibiaplateaus am Knie- sowie des Acetabulums am Hüftgelenk gemessen.

Es wurde die Übereinstimmung der gemessenen mit der tatsächlich implantierten Prothesengröße geprüft. Darüber hinaus wurden fiktive Durchmesser mit dem in der analogen Planung verwendeten starren VF von 115% errechnet und mit den individuellen Messwerten verglichen. Alle Messungen wurden mit der Software der Firma HecTec durchgeführt.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Im Falle der Knieendoprothesen waren die Patienten im Durchschnitt 67,4±9,9 Jahre alt, wobei das Verhältnis von Frauen zu Männern bei etwa 2:1 lag. Der individuelle VF der Röntgenaufnahmen am Knie lag im Mittel bei 106,9± 1,7%. Die Differenz zwischen dem digital gemessenen mediolateralen Durchmesser der Epicondylenlinie und des Tibiaplateaus zu den mit Hilfe des fixen VF rechnerisch ermittelten Durchmesser lag jeweils bei 5,6±1,3 mm. Der Vergleich zwischen der im Röntgenbild digital gemessenen und der tatsächlich implantierten Tibiakomponente ergab im Mittel eine Abweichung von 2,3 mm, bei der Femurkomponente eine von 4,0 mm. Die individuellen Werte machen bereits in der Prothesenplanung im Vergleich zur Nutzung einer analogen Schablone einen Unterschied von mehr als einer Prothesengröße aus.

Bei den Hüftendoprothesen wurden mehr Frauen (104:46) vermessen, wobei das Altersmittel bei 70,9±11,4 Jahren lag. Die digitalen Messungen ergaben eine mittlere individuelle Vergrößerung der Aufnahmen um 118,0± 4,9%. Der Vergleich des gemessenen mit dem errechneten, analogen Pfannendurchmesser erbrachte eine Differenz von 1,73±1,56 mm. Die gemessenen Durchmesser und die der tatsächlich implantierten Pfannenkomponenten, wiesen eine Differenz von 2,9±2,2 mm auf.

Der in der analogen Planung verwendete VF von 115% stimmt weder bei der präoperativen Planung der Knie- noch bei der Hüftendoprothetik mit den individuell bestimmten Vergrößerungsfaktoren überein. Die Planungsgenauigkeit ist am Knie größer als an der Hüfte und bei der Tibia- größer als bei der Femurkomponente. Um die Planungs- und die Versorgungsqualität weiter zu verbessern, sollte die analoge Planung zu Gunsten der individuellen, digitalen Planung verlassen werden. Der Einfluss auf die Standzeiten der Prothesen, deren Funktion und die Patientenzufriedenheit ist in weiteren Studien zu überprüfen.