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Inzidenzzunahme von Problemkeimen bei periprothetischen Infektionen
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Published: | October 2, 2012 |
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Fragestellung: Der periprothetische Infekt stellt weiterhin eine ernstzunehmende Komplikation der Endoprothetik insbesondere auch im Hinblick auf die epidemiologisch erheblich zunehmende Revisionendoprothetik dar. Verschärft wird das Problem durch die zunehmende Anzahl an Problemkeimen wie z.B. MRSA, MRE oder ESBL. Unser Interesse galt daher der Veränderung des Keimspektrums hinsichtlich der in unserer Klinik behandelten Patienten mit periprothetischen Infekten in den vergangenen Jahren.
Methodik: Hierzu haben wir 792 Patienten mit periprothetischen Infekten des Knie- und Hüftgelenkes, welche im Zeitraum von 1/2001-12/2010 in unserer Klinik behandelt wurden, retrospektiv hinsichtlich der mikrobiologischen Befunde ausgewertet. Präoperativ erfolgte standardisiert eine Knie- bzw. Hüftgelenkspunktion oder eine Abstrichentnahme (bei Fistel) zum Keimnachweis. Intraoperativ wurden Abstriche , seit dem Jahre 2007 zusätzlich mikrobiologische Proben aus dem OP-Situs angefertigt.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: In den bakteriologischen Untersuchungen zeigte sich folgendes Keimspektrum: In den Jahren 2001 - 2005: Staph..aureus 22,5%, Staph. epidermidis 16,8 %, E. faecalis 9,9%, MRSA 8,4%, Strep spp. 5,2%, E. coli 3,1%, P. aeroginosa 3%, andere 6,9% mit Nachweis eines Falles mit MRE, eines Acinetobacter baumannii und kein Nachweis eines ESBL. In 24% verblieben die Ergebnisse steril.
In den Jahren 2006 - 2010: Staph..aureus 24,9%, Staph. epidermidis 13,4 %, MRSA 11,8%, E. faecalis 10,5%, Strep spp. 5,9%, E. coli 4,4%, MRE: 2,9%, P. aeroginosa 2%, ESBL: 1,49%, andere 6,7% mit Nachweis eines Acinetobacter baumannii. In 16% verblieben die Ergebnisse steril.
Somit hat sich in unserem Kollektiv die Inzidenz der Problemkeime bei periprothetischen Infekten mit 16% in der zweiten Hälfte der letzten Dekade in etwa verdoppelt. Die Verwendung von Gewebe statt Abstrichematerial zur mikrobiologischen Aufarbeitung hat in den letzten Jahren die Qualität des Keimnachweises verbessert.
Fazit: Die Inzidenzen von Problemkeimen bei periprothetischen Infekten steigen weiter dramatisch an und limitieren die Sanierungsmöglichkeiten auch im Hinblick auf die abnehmende immunkompetenz der immer älter werdenden Patienten. Hier ist eine komplexe Strategie erforderlich, welche auch Verbesserungen in der Prophylaxe des Primärinfektes einschließt (Dekontamination etc.), da sonst unbefriedigende Therapiealternativen (stabile Fistel, Ablation etc.) weiter zunehmen müssen.