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Die komplexe proximale Humerusfraktur des geriatrischen Patienten – osteo-synthetischer Erhaltungsversuch oder sofort inverse Prothese?
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Published: | October 2, 2012 |
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Fragestellung: In der klinischen Routine werden wir zunehmend mit hochgradig osteoporotischen Humeruskopf-Mehrfragment-Frakturen konfrontiert. Dabei stellt sich die Frage, in wie weit die primäre Implantation einer inversen Schulter-Totalendoprothese (inverse TEP) gegenüber dem primären Erhaltungsversuch mit ggf. sekundärer Umwandlung in eine Prothese gerechtfertigt ist.
Methodik: Die vorliegende retrospektive Analyse (Zeitraum 01/2008 - 02/2011) umfasst 30 Patienten (25 Frauen, 5 Männer) mit einem durchschnittlichen Alter von 76,2 Jahren. Bei 19 Patienten erfolgte die TEP-Implantation primär, bei 11 sekundär nach Erhaltungsversuch. Die Zuordnung zu einer der beiden Gruppen erfolgte willkürlich auf Basis der Einschätzung des verantwortlichen Arztes. Das Follow-up erfolgte mindestens 6 Monate nach inverser TEP mit einem Mittel von 18 Monaten.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Beide Kollektive unterschieden sich nicht im Hinblick auf die zugrundeliegende Fraktur (jeweils mehr als 90% 3- und 4-Fragment Frakturen). In den Fällen mit sekundärer TEP erfolgte die Implantation im Durchschnitt nach 1,4 Monaten. Kein Patient wies im Beobachtungszeitraum eine relevante Komplikation (Infektion, Luxation, Lockerung) nach Prothesenimplantation auf. Bzgl. der Funktion der Schulter zeigte sich im Constant-Score ein besserer Wert in der prim. TEP- Gruppe (Median 43 vs. 31). Die gesunde Seite zeigte Werte von 66 (prim. TEP) bzw. 65 (sek. TEP). In den Alter, Geschlecht, und Seite genormten Werten des Constant-Score erreichten in der prim. TEP-Gruppe 60% einen Normalwert, in der sek. TEP Gruppe waren es 47%.
Bei komplexen osteoporotischen Frakturen des Humeruskopfes erspart die primäre Implantation einer inversen Prothese den Patienten nicht nur eine zweite Operation im Falle eines Osteosyntheseversagens und eine längere Zeit mit erheblichen Schulterschmerzen, sondern sie führt auch zu einem kurz- bzw. mittelfristig besseren funktionellen Ergebnis (geringere Vernarbung des umgebenden Weichteilmantels?). Aufgrund der möglichen längerfristigen Komplikationen einer inversen TEP (insbesondere Lockerung der Glenoidkomponente) sollte diese Strategie aus Sicht der Autoren jedoch nur bei geriatrischen Patienten angewendet werden.