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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012)

23.10. - 26.10.2012, Berlin

Brauchen wir ein zertifiziertes Zentrum für Alterstraumatologie

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Axel Prokop - Kliniken Sindelfingen, Klinikverbund Südwest, Unfallchirurgie, Sindelfingen, Germany
  • Norbert Futterer - Kliniken Sindelfingen, Unfallchirurgie, Klinikverbund-Südwest, Sindelfingen, Germany
  • Claudia Schark - Kliniken Sindelfingen, Akut-Geriatrie, Klinikverbund Südwest, Sindelfingen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012). Berlin, 23.-26.10.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. DocWI42-191

doi: 10.3205/12dkou220, urn:nbn:de:0183-12dkou2204

Published: October 2, 2012

© 2012 Prokop et al.
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Fragestellung: In Baden Württemberg werden 2030 30% der Einwohner über 65 sein. Alterstraumatologie wird daher in Zukunft für Unfallchirurgen und Orthopäden ein wichtiges Betätigungsfeld werden. In unserer Klinik waren 2010/1 von den fast 3400 stationär behandelten Patienten knapp 1500 über 70 Jahre. Aus Macht die Etablierung eines zertifizierten Zentrums daher aus ethischen und ökonomischen Gründen Sinn?

Methodik: 2009 wurde begonnen ein interdisziplinäres Zentrum für Alterstraumatologie zu konzipieren.

Mit allen Berufsgruppen wurde Leitlinien beschrieben und mit gesetzlichen Vorgaben abgeglichen. Ein Zerkur-Weiterbildungskurs der Pflege wurde ebenso wie die aktivierende Pflege eingeführt. Eine geriatrische Komplexbehandlung wurde eingeführt.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: 2010 erfolgte eine DIN ISO Zertifizierung durch den TÜV Süd und im Mai 2011 ein erfolgreiches Überwachungsaudit. Zur Qualitätskontrolle wurden Parameter definiert (Aufnahme und Diagnostik in 90 Minuten abgeschlossen, Operationen in über 80% in den ersten 24 Stunden, Dekubitusrate unter 5%, Entlassung in das alte Umfeld in über 80%). Alle Zielwerte wurden im ersten Jahr erreicht bzw. unterschritten. Die Letalitätsrate bei proximalen Femurfrakturen wurde auf 4,7% weit unter den Bundesdurchschnitt gesenkt. 81% der 210 proximalen Femurfrakturen wurden innerhalb der ersten 24 Stunden operiert.

Die geriatrische Komplexbehandlung wurde zur Haupteinnahmequelle der Klinik (CMI 3,6). Im Vergleich zu einer normalen DRG konnte durch die Komplexbehandlung im Mittel 1,6 Case Mix Punkte mehr pro Fall erlösen.

Durch die ständige Präsenz der Geriaterin konnten Behandlungen insbesondere auf internistisch-geriatrischer Sicht deutlich verbessert werden. Eine gemeinsame Visite wurde ebenso eingeführt wie eine interdisziplinäre Letalitäts- und Fehlerkonferenz. Alle gesetzlichen Vorgaben , die zum Teil vorher nicht realisiert und in der juristischen Verantwortung des Chefarztes und der Geschäftsführung liegen, wurden durch interne Fortbildungen vermittelt und umgesetzt.

Die verbesserte Behandlungsqualität ließ sich bei Patienten aller Altersgruppen durch den höheren Anstieg der Selbsthilfefähigkeit und der Mobilität messbar durch den routinemäßig erfassten Barthel-Index und Mobilitätstest nach Tinetti darstellen.

Fazit:

Alterstraumatologie ist eine wichtige Aufgabe heute und in der Zukunft. Sie ist aus ethischen Gründen erforderlich. Eine interdisziplinäre Behandlung der Patienten gemeinsam mit Unfallchirurgen und Geriatern auf einer Station macht Sinn und führt zu messbar besseren Behandlungsergebnissen und generiert Mehrerlöse. Pflegeheimeinweisungen ließen sich minimieren. Der Erfolg ist nur mit allen motiviert handelnden Akteuren aus Geriatrie, Unfallchirurgie, Pflege, Ergotherapeuten, Sozialdienstmitarbeitern und Physiotherapeuten gemeinsam möglich.