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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012)

23.10. - 26.10.2012, Berlin

Ist das Polytrauma immer noch unterfinanziert ? – ein Vergleich der vergüteten Kosten mit errechneten Kosten durch den aktualisierten Kostenrechner des TraumaRegisters DGU®

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Britta Kühlmann - Uniklinikum Düsseldorf, Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Düsseldorf, Germany
  • Ingo Witte - Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Düsseldorf, Germany
  • Thomas Paffrath - Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie & Sporttraumatologie, Lehrstuhl für Unfallchirurgie und Orthopädie, Klinikum der Privaten Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
  • Joachim Windolf - Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Düsseldorf, Germany
  • Sascha Flohé - Heinrich Heine Universität Düsseldorf, Unfall- und Handchirurgie, Düsseldorf, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012). Berlin, 23.-26.10.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. DocWI42-978

doi: 10.3205/12dkou219, urn:nbn:de:0183-12dkou2199

Published: October 2, 2012

© 2012 Kühlmann et al.
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Text

Fragestellung: Über Unterfinanzierung sowie die inkomplette Zuordnung von Schwerverletzten in die entsprechenden Polytrauma-DRGs existieren zahlreiche Berichte aus den vergangenen Jahren, was auch zu einer kontinuierlichen Anpassung dieser DRGs geführt hat. Im TraumaRegister DGU® ist auf Basis der Daten von Kalkulationskrankenhäuser ein Kostenrechnungstool integriert worden, das eine Ermittlung der real entstandenen Kosten erlaubt. Die Datenbasis für den TraumaRegister-Kostenrechner DGU® ist 2010 zuletzt aktualisiert worden. Unter diesem Kostenrechner und den letzten DRG-Anpassungen gibt es für Schwerverletzte gegenwärtig keinen Vergleich von Kostenaufwand und Vergütung, was somit Gegenstand der aktuellen Untersuchung darstellt.

Methodik: In der aktuellen Studie wurden die DRG-Aufwendungen inklusive Zu- und Abschläge für Über- oder Kurzlieger sowie der vergüteten Zusatzentgelte von 156 schwerverletzten Patienten mit einem ISS ≥12 Punkten aus den Klinken XXX und YYY für 2010 erfasst. Die Kalkulation erfolgte auf der Basis der durchschnittlichen Baserate des jeweiligen Jahres. Den vergüteten Kosten aus den o.g. DRG-Erlösen wurden die vermeintlich real entstandenen Kosten durch den TraumaRegister DGU®-Kostenrechner gegenübergestellt. Die Erlös-Differenzen (Über- bzw. Unterdeckung) wurden für verschiedene DRG-Gruppen (W-DRGs, A-DRGs und Nicht A- oder W-DRG) getrennt kalkuliert.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Der durchschnittlich entstandene Gesamterlös betrug für alle Patienten im Mittel 23.114€, woraus sich insgesamt eine durchschnittliche Unterdeckung von 948€/Patient ergibt. Analysiert man diese Differenz in Abhängigkeit von der DRG-Gruppierung, so ergibt sich für die W-DRGs im Mittel eine Unterdeckung von 856€/Patient. Für die A-DRGs errechnet sich dagegen sogar ein deutlicher Überschuss von 3.751€/Patient. Demgegenüber ist der Unterschied zwischen Erlös und Vergütung für die Patienten, die weder einer A- noch einer W-DRG zugeordnet werden (36% aller Fälle), erneut negativ. In dieser Gruppe war im Mittel mit 4.402€/Patient die höchste Unterdeckung zu beobachten. Bei einem durchschnittlichen überregionalen Traumazentrum mit 100 Schwerverletzten/Jahr ergibt sich hierdurch ein Defizit von 94.781€/Jahr alleine durch die Versorgung von Schwerverletzten, wobei in diese Kalkulation weder infrastrukturelle noch personelle Vorhaltekosten eingeflossen sind.

Schlussfolgerung: Ökonomisch betrachtet stellt die Polytraumaversorgung immer noch einen defizitären Bereich in der Unfallchirurgie dar, wobei die aktuell ermittelten Defizite im Vergleich zu den Vorjahren deutlich geringer geworden sind. Diese positive Entwicklung ist jedoch nur für Langzeitbeatmungs-Patienten zu verzeichnen, für die restlichen Patienten sind die Kosten einer Polytraumaversorgung weiterhin nicht abgebildet. Daher sind trotz der ermutigenden Entwicklung weitere Aktivitäten bei den zuständigen Gremien notwendig, um eine vollständige Abbildung der Kosten eines Schwerverletzten zu erreichen.