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Silberkonzentration in Redonflüssigkeiten nach Implantation von silberbeschichteten Megaprothesen – Ausreichend zur Infektkontrolle?
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Published: | October 18, 2011 |
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Fragestellung: Infektionen nach Implantation von Megaprothesen stellen ein klinisches aber auch ökonomisches Problem dar. Zwar konnte durch eine Verbesserung z.B. der intravenösen Antibiotikatherapie eine Verbesserung erreicht werden, dennoch führen diese Antibiotika häufig bei Langzeitbehandlung zu einer Resistenzbildung der Bakterien. Silber ist bekanntes antiinfektiöses Agens und findet vermehrt bei Beschichtungen von Megaendoprothesen Anwendung. Insbesondere zur Infektprophylaxe werden silberbeschichtete Prothesen bei besonders gefährdeten Patienten etwa in der Onkologie, aber auch bei traumatischen Defektsituationen verwendet. Die antiinfektiösen Prozesse von Silber sind gut untersucht und beschrieben worden. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass die Verwendung von silberbeschichteten Prothesen zu keiner toxischen Gefährdung des Patienten führt [1]. Unklar ist aber in welcher Konzentration die Silberionen in unmittelbarer Umgebung der Prothese vorkommen. Ziel dieser Untersuchung war es daher die Konzentration von Silber in unmittelbarer Nähe von silberbeschichteten Revisionsendoprothesen „in Situ“ bei Patienten nach saniertem Infekt einer Endoprothese bzw. Osteosynthese nach Trauma bzw. Tumorendoprothese zu messen.
Methodik: Bei 10 Patienten wurde nach Implantation einer silberbeschichteten Megaendoprothese jeweils 10 ml Redonflüssigkeit nach 48 h zur spektrometrischen Untersuchung abgenommen. Darüber hinaus wurden bei den Patienten systemische Blutproben (10 ml) direkt nach der OP (innerhalb 24 h) sowie nach 14 d abgenommen und spektrometrisch untersucht. Hierfür wurden die Sekret- bzw. Blutproben mittels HNO3 und H2O2 bei 300 °C aufgeschlossen. Es erfolgte die Messung von Silber anhand der induktiv gekoppelten Plasmaemisionsspektrometrie (ICP-AAS). Verglichen wurden diese Patienten mit 8 Patienten bei denen eine Implantation einer silberbeschichteten Megaendoprothese aufgrund einer tumorbedingten Infektprophylaxe erfolgte.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Bei allen Patienten konnte Silber in Redonflüssigkeiten fest gestellt werden. Im Mittel lag die Konzentration bei 0,077 mg/l. Eine Korrelation nach Pearson zwischen Anfall von Silber und gesamter Silbermasse der Prothese konnte nicht nachgewiesen werden (Korrelationskoeffizient: 0,19; p≥0,05). Patienten die direkt postoperativ im Blut eine im Mittel höhere Silberkonzentration aufwiesen, hatten eine geringere Silberkonzentration in den Redons (0,04 mg/l vs. 0,113 mg/l; p≥0,05) und einen verzögerten Abfall des CRP. Insgesamt gab es eine Reinfektion nach Silberprothesenimplantation die zur Amputation der Extremität geführt hat. In der vorliegenden Untersuchung wurde erstmals die Konzentration von Silber in unmittelbarer Nähe von silberbeschichteten Prothesen nachgewiesen. Dabei scheint ein vermehrtes Vorkommen von Silber in der nahen Umgebung der Prothese auf den klinischen Verlauf von Vorteil zu sein.