Article
Kombinierte autologe Knorpelzelltransplantation und valgisierende Tibiakopfosteotomie bei isoliertem Knorpelschaden der medialen Femurkondyle und geringgradiger Varusfehlstellung: Eine nicht-randomisierte Fall-Kontroll-Studie
Search Medline for
Authors
Published: | October 18, 2011 |
---|
Outline
Text
Fragestellung: Die valgisierende Tibiakopfosteotomie (TKO) stellt ein anerkanntes adjuvantes Verfahren zur lokalen knorpelregenerativen Therapie (z.B. mittels autologer Knorpelzelltransplantation) bei Patienten mit isoliertem Knorpelschaden im Bereich der medialen Femurkondyle und Varusfehlstellung dar. Die Einführung der öffnenden Osteotomie von medial lässt, anders als die schließenden Technik von lateral eine präzisere Korrektur zu, so dass dieses Verfahren auch bei geringergradigen Fehlstellungen – entgegen den gängigen Empfehlungen eine Korrektur ab einer Varusfehlstellung von 5° durchzuführen – in Erwägung zu ziehen ist. Ziel der vorliegenden Studie war die Überprüfung der Effektivität der kombinierten Behandlung mittels autologer Knorpelzelltransplantation (ACT) und TKO im hochselektionierten Patientengut mit mechanischer Beinachse zwischen 1° und 5° Varus.
Methodik: 19 Patienten (40.15 Jahre±9.85), die bei isolierter Knorpelschädigung im Bereich der medialen Femurkondyle und einer Varusfehlstellung zwischen 1° und 5 ° Varus (3.53°±1.09) zwischen Januar 2001 und Dezember 2008 eine Behandlung im Sinne einer ACT und einer öffnenden valgisierenden TKO (Implantat TomoFix, Synthes) erhalten haben wurden in die Studie eingeschlossen. Als Vergleichsgruppe dienten 24 Patienten (38.33 Jahre ±7.06), die im gleichen Zeitraum bei analoger Varusfehlstellung (2.25°±0.99) und Knorpelschädigung mit einer isolierten ACT behandelt wurden. Die Aufarbeitung erfolgte retrospektiv. Die Notwendigkeit eines Revisionseingriffes wegen eines Transplantatversagens wurde als „Komplikation“ definiert. Der komplikationsfreie Therapieverlauf wurde mittels Chi-Quadrat-Test verglichen. Bei einem komplikationsfreiem Verlauf wurden KOOS- und WOMAC-Scores erhoben und mittels t-Test verglichen. Ein p-Wert p<0.05 wurde als statistisch signifikant angesehen.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Bei einem durchschnittlichen Follow-Up von 71.88 Monaten (SD±23.99) betrug die Zahl der Revisionseingriffe in der Gruppe der Patienten die kombiniert mittels ACT und TKO behandelt wurden 2 von 19 (11.7%) und in der Vergleichsgruppe 10 von 24 (41.6%). Die Inzidenz von Revisionseingriffen war in der kombiniert behandelten Gruppe signifikant niedriger (p=0.023). Weitergehend fanden sich in dieser Gruppe tendenziell bessere Funktionsscores (KOOS Sympt. ACT+TKO 73.24SD ± 31.72 vs KOOS Sympt. ACT 59.64±36.07, WOMACFunct.ACT+TKO 3.65±4.86 WOMACFunct. ACT 5.57±8.96). Diese Beobachtung verfehlte das statistische Signifikanzniveau (p=0.274, p=0.211). Entgegen allgemeiner Empfehlungen, welche die Notwendigkeit einer adjuvanten Beinachsenkorrektur bei einer isolierten Knorpelschädigung im Bereich der medialen Femurkondyle ab einer Varusdeformität von 5° und mehr empfehlen, zeigt die vorliegende Arbeit, dass durch zusätzliche Korrektur der Beinachse auch bei Patienten mit geringer Varusfehlstellung in Kombination mit einer ACT die Notwendigkeit von Revisionseingriffen reduziert werden kann und durchschnittlich bessere Ergebnisse erreicht werden können.