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Deformitäten des proximalen Femurs als wesentliche Ursache der Coxarthrose: Eine CT-morphologische Untersuchung an über 1.000 proximalen Femora
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Published: | October 18, 2011 |
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Fragestellung: Seit Etablierung des Konzepts des femoroazetabulären Impingements zählen morphologische Veränderungen des proximalen Femurs zu den häufigsten Ursachen der Coxarthrose. Als Maß zur Beschreibung von „Entrundungen“ des Kopf-Hals-Übergangs wurde von Nötzli et al. der sog. α-Winkel etabliert. Als Grenzwert für pathologische Veränderungen wurden Winkel >50° bzw. >55° vorgeschlagen. Ein Grenzwert von 55° wird weit verbreitet zur Diagnosestellung einer „cam-type“ Deformität eingesetzt. Limitierend ist, dass der natürliche α-Winkel bisher in keiner großen Studie untersucht wurde bzw. die publizierten Daten mittels Röntgen (2-3 Ebenen) und MRT (12 radiäre Rekonstruktionen um die Schenkelhalsachse) keine lückenlose zirkumferente Berechnung erlauben. Ziel der vorliegenden Studie war daher die Bestimmung des natürlichen α-Winkels des proximalen Femurs mittels zirkumferenter CT-Analyse.
Methodik: Die Querschnittsstudie erfolgte an einem Kollektiv aus 656 Personen, welche aufgrund einer vom Hüftgelenk unabhängigen Ursache eine Computertomographie mit Abbildung des Femurs erhalten hatten. Die häufigsten CT-Untersuchungen waren Polytraumaspirale und CT-Angiographie. Insgesamt konnten 1.312 gepaarte proximale Femora von 294 Frauen und 362 Männer im Alter zwischen 20 und 90 Jahren anonymisiert ausgewertet werden. Mittels digitaler 3-D-Analyse wurden die folgenden morphologischen Parameter des proximalen Femurs bestimmt: Antetorsions-(AT)-Winkel, Caput-Collum-Diaphysen-(CCD)-Winkel und α-Winkel. Der Berechnung des α-Winkels wurde die von Nötzli et al. 2002 publizierte Definition zugrunde gelegt. Die statistische Auswertung erfolgte durch einen Biostatistiker mittels SSPS Software (Signifikanz bei p<0.05).
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Der durchschnittlich gemessene α-Winkel betrug 59,71±9,8°. Bei Männern lag der α-Winkel mit durchschnittlich 61,47±8,93° signifikant höher als bei Frauen mit 57,19±10,07° (p=0,04). Es zeigte sich kein Seitenunterschied. 65% der untersuchten Personen – und sogar 77% der Männer – hatten einen α-Winkel über dem bisher vorgeschlagenen pathologischen Grenzwert von 55°. Bei Asiaten war der α-Winkel mit 52,13±8,02° signifikant kleiner als bei Kaukasiern (61,29±9,43°; p<0,0005) und Afrikanern (57,93±10,06; p>0,0005). Das Maximum war meist exakt anterolateral lokalisiert (bei 306-309° der Zirkumferenz; anterior = 270°, cranial = 360°). Der AT-Winkel lag mit durchschnittlich 14,66° ebenso wie der CCD-Winkel mit 124,58° im Bereich der beschriebenen Normwerte. Erstmals wurde der natürliche α-Winkel lückenlos zirkumferent um den Kopf-Hals-Übergang untersucht. Dabei zeigten sich deutlich größere Werte als bisher beschrieben, 65% der untersuchten Personen wiesen einen α-Winkel von mehr als 55° auf. Die Studie zeigt, dass der Grenzwert von 55° insbesondere bei Männern zu niedrig angesetzt ist, erhöhte α-Winkel müssen kritisch interpretiert werden. Aufgrund der anterolateralen Lokalisation ist eine radiäre Darstellung um die Schenkelhalsachse notwendige Voraussetzung für eine exakte Analyse.